Mit diesen Tipps und Tricks schaffen Sie die nötige Ruhe in Ihrer geliebten Stadtwohnung. Für Ihre Gesundheit und mehr Lebensfreude.
Großstädter kennen das Dilemma: Das Leben in einer Metropole ist toll. Hat aber auch einen unüberhörbaren Nachteil – den Lärm. Straßenbahn, Autohupen und Nachbarn können auf Dauer die Nerven ruinieren und ernsthaft krank machen. Landflucht oder Sanierung ist aber nicht immer nötig. Schon kleine Veränderungen können Ihr zu Hause in eine Oase der Ruhe verwandeln.
Sie kommen geschafft von der Arbeit, schließen die Haustür hinter sich und freuen sich auf einen ruhigen Feierabend. Da rattert unablässig die Straßenbahn vor Ihrer Haustüre vorbei. Dass Sie gleich eigentlich noch die Fenster wenigstens zum Stoßlüften öffnen wollten, daran mögen Sie gar nicht mehr denken: Autohupen, Biergarten-Geräuschkulisse und je nach Jahreszeit Rasenmäher oder Laubbläser. Doch da reißt Sie auch schon Ihre temperamentvoll telefonierende Nachbarin aus Ihren Gedanken, obwohl sie doch hinter der Wohnungsmauer in ihrer eigenen Wohnung sitzt: „Ja, Elfriede, dat hann ich dich doch schonn jestern verzählt.“ Es muss etwas passieren! Jetzt! So kann das mit dem Lärmpegel in Ihrer Wohnung nicht weitergehen! Diverse ernst zu nehmende Studien belegen schließlich, dass Konzentrationsmangel, Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Lernbehinderungen bei Kindern, Schlafstörungen oder psychische Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt die Folge von ständigem Lärm sein können.
O. k., Sie wohnen zwar in der Region mit der höchsten Bevölkerungsdichte Deutschlands, aber deshalb müssen Sie sich ja nicht dem daraus resultierenden Lärm ungeschützt aussetzen. Sie spinnen den Gedanken weiter: Da war doch gerade vor Ihrer Haustür dieser Bauarbeiter am Presslufthammer mit dem Gehörschutz. Selbstverständlich können Sie sich von nun an mit hippem Gehörschutz durch Ihre Wohnung bewegen. Es gibt allerdings auch deutlich praktikablere und vor allem wohnlichere Lösungen.
Zunächst gilt es, das Lärmproblem sowohl physikalisch als auch psychologisch zu betrachten: Welches sind überhaupt die Lärmquellen und welche Geräusche stören Sie persönlich tatsächlich. Die Psychologie erklärt hierzu nämlich, dass eine gleichbleibende Geräuschkulisse in der Regel ausgeblendet wird, während immer wieder und vor allem immer öfter auftretende Geräusche als sehr störend empfunden werden. Will heißen: Die Autobahn mit einem zwar hohen, aber recht konstanten Lärmpegel kann nach kurzer Zeit schon kein Problem mehr sein, die in unregelmäßigen Abständen vorbeirauschende S-Bahn dagegen schon. Darüber hinaus spielt die eigene Einstellung zum Lärm eine wesentliche Rolle: Wer sich dem Lärm machtlos ausgeliefert fühlt, reagiert auch körperlich sensibler auf die Geräuschkulisse. Beispielsweise können unerwünschte Gespräche in Zimmerlautstärke von circa 50 Dezibel als störend empfunden werden, während die Musik im Club bei mindestens 90 Dezibel zu Entspannung führt. Was die Physik betrifft, so geht es beim Kampf gegen den Lärm lediglich darum, den in Schwingung geratenen Luftmolekülen den Weg abzuschneiden, sodass sie sich schlichtweg nicht weiter verbreiten können. Und dafür gibt es unterschiedliche Ansätze.
Optimieren Sie nach dem Lärmpegel auch Ihre Energiekosten.
Es gibt eine Faustregel, mit der Sie sich in Ihrer Wohnung auf die Suche machen können: Alle glatten Flächen reflektieren den Schall und vervielfachen ihn. Die erste Frage, die Sie sich also stellen müssen: Wo habe ich in meiner Wohnung große, glatte, harte Flächen? Selbstverständlich haben Sie über die Einrichtung Ihrer Wohnung lange nachgedacht und viel Geld und Liebe investiert. Dennoch: Beäugen Sie unter dem Lärmaspekt kritisch Ihre vier Wände. Beginnen wir an der Basis: Welche Böden haben Sie? Liegt im Wohn- und Schlafraum Parkett oder Laminatboden? Oder gar Marmor? In Bad und Küche Fliesen? Dann muss unbedingt etwas Schallschluckendes her! Wenn Sie nicht ganze Räume mit Teppich auslegen wollen, dann wenigstens stellenweise. Es muss nicht gleich der gute alte Perser sein, aber eine hochflorige Brücke auf Parkett, Laminat und Fliesen kann schon eine Menge Schall absorbieren und zudem noch ein Design-Highlight setzen.
Alternativ könnten Sie auch über einen Fußbodenbelag aus Kork nachdenken. Kork ist nämlich schon lang nicht mehr von gestern. Vergessen Sie die Erinnerungen an die Pinnwand in Ihrem Jugendzimmer. Kork kommt heute beispielsweise in Holz- bis Betonoptik daher, hat aber durch seine weiche Oberfläche einen akustischen und für manch einen auch haptischen Vorteil. Kautschuk, PVC und Linoleum mit ihren elastischen Eigenschaften kommen ebenfalls infrage.
Gehen wir nun eine Stufe höher und heben den Blick: Was sehen Sie? Sehen Sie Gardinen, Vorhänge, strukturierten Putz oder gar Stofftapeten? Das sind weitere Lärmkiller. Wenn Sie bislang kein Fan von Vorhängen waren, werden Sie vielleicht überrascht sein, welche stilistischen Möglichkeiten sich da bieten. Auch für kleines Geld. Von klassischen Gardinen über modische Schiebevorhänge bis hin zu pompösen Storen lässt sich mittlerweile jeder Einrichtungsstil unterstreichen – auch der puristisch-minimalistische. Hauptsache Stoffflächen bekommen ihren Raum im Kampf gegen den Lärm. Wenn Sie ein etwas größeres Budget zur Verfügung haben, versprechen Fachbranchen sogar hochtechnologische Lärmschutzvorhänge, die bis zu 7 Dezibel Lärm schlucken sollen. Ganz nebenbei sind sie nicht nur blickdicht, sondern können obendrein Energiekosten optimieren, da sie Wärme speichern und Sonnenhitze abhalten. Selbstverständlich kommt diese Technologie trotz technischem Vorsprung nicht im Raumschiff-Enterprise-Interieur daher. De facto sind sie von konventionellen Stoffen optisch nicht zu unterscheiden.
Die Wände können sich ebenfalls als Schallschlucker erweisen: Wenn es Putz sein soll, so ist der Strukturputz glatten gekälkten Wänden vorzuziehen. Auch sogenannte Akustikbilder schonen ihr Nervenkostüm und können sogar zum Highlight werden, da es die Möglichkeit gibt, eigene Motive auf solche Wohnaccessoires aufdrucken zu lassen. Wenn der Platz es zulässt, sind auch atmosphärische, stoffbezogene Paravents als Raumtrenner denkbar. Einsetzbar in Wohnstilen von verschnörkelt französisch über orientalisch und mediterran bis zum Shabby Chic.
Ganz nebenbei bemerkt sollten Sie sich auch darüber Gedanken machen, ob Ihre Möbel optimal stehen: Große Möbelstücke wie Schrankwände können an den kritischen Wänden (meist sind es die zur Nachbarwohnung) ihren Nebenjob am wirkungsvollsten erledigen. Dadurch entsteht nämlich eine zusätzliche Barriere für Schallwellen. Zu beachten ist hierbei aber unbedingt, dass sie mit ein wenig Abstand zur Wand aufgestellt werden.
Wenn die bisher vorgestellten Maßnahmen für Ihr Empfinden noch nicht genug Wirkung zeigen, bleibt nur noch eines: Gehen Sie an die Decke! Schaumstoffplatten in unterschiedlichen Designs und Dicken bietet der Markt. Und zwar sowohl der Bau- als auch der Fachmarkt. Richtig platziert schlucken diese Platten ebenfalls Schall. Wie beim Boden ist es gar nicht nötig, die gesamte Deckenfläche zu verkleiden. Je nach Deckenhöhe und Schallintensität reicht meist schon das Verkleiden von 30 bis 50 Prozent der Gesamtfläche, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Noppen, Pyramiden oder glatt, selbstklebend oder nicht: Sie haben die Wahl.
Ein weiteres Thema, vor allem in Altbauten, sind außen liegende Abflussrohre. Hier haben Sie zwei Möglichkeiten, das rauschende Geschäft Ihres Nachbarn zu dämpfen: feste Schellen durch elastische ersetzen; darüber hinaus gibt es auch zur Ummantelung von Rohren spezielle Schaumstoffe.
Bekanntermaßen gibt es ja immer zwei Seiten. Deshalb wenden wir uns noch mal dem Boden zu – diesmal allerdings von der anderen Seite: Stört Sie der Trittschall Ihrer Nachbarn? Prinzipiell sollte natürlich unter jedem nicht fest verbauten Bodenbelag Trittschallschutz liegen. In diesem Fall gilt übrigens: Viel hilft viel. Je dicker der Trittschallschutz unterm Laminat & Co., desto größer die Wirkung. Sprechen Sie Ihren Nachbarn ruhig darauf an, vorzugsweise, wenn er eh gerade renoviert. Oder wenn neue Nachbarn einziehen. Besprechen Sie bei einem Bierchen, was er in Sachen Bodenbelag plant und bieten Sie gegebenenfalls eine Beteiligung beim Trittschallschutz an. So bekommen Sie nämlich die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und die Lärmschutzmaßnahme zu optimieren; denn letztlich kommt es vor allem Ihnen und Ihrer Familie zugute.
Last but not least: Häufig wird beim Thema Schallschutz mit dem Finger auf alle anderen gezeigt, dabei wirkt sich der Lärm aus Eigenproduktion selbstverständlich auch auf einen selbst aus. Oder haben Sie beim Kauf des letzten Mixers auf eine Silent-Variante geachtet? Sehen Sie! Das Gleiche gilt für Dunstabzugshauben, Waschmaschinen, Spülmaschinen, Staubsauger. Die Industrie bemüht sich hier schon länger um energie- und wassersparende Modelle, aber auch die Lärmentwicklung spielt mittlerweile zum Glück eine Rolle.
Redaktionsteam Online-Magazin • 3. Mai 2019
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