Stromfresser oder Gute-Laune-Macher?
Der letzte Sommer hat es Düsseldorf mit bis zu 40 °C richtig gezeigt: Bei solchen Temperaturen ist eine Klimaanlage sehr willkommen. Selbst bei durchschnittlichen Sommertemperaturen bringt Lüften nur selten die gewünschte Abkühlung. Aber Klimaanlagen haben nicht den besten Ruf, sie gelten als Stromfresser und Bazillenschleudern. Stimmt das? Und welche Klimaanlage ist die richtige?
Düsseldorf im Juli 2015: Die ganze Stadt ächzt unter einer der größten Hitzewellen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wer sich nicht im Freibad oder Badesee Abkühlung verschaffen kann, wünscht sich sehnlichst eine Klimaanlage herbei. Im Auto gehören sie bei uns mittlerweile zum Standard, in den eigenen vier Wänden noch nicht. Dabei sind Temperaturen über 30 °C bei uns keine Seltenheit mehr – erst recht in der Innenstadt, wo sich Hausfassaden und Straßen aufheizen und die Wärme speichern. Und die nächste Hitzewelle kommt bestimmt.
Zuerst ein paar Fakten: Die ideale Wohlfühltemperatur liegt bei ca. 22 °C bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent. Schon bei einer Außentemperatur von 25 °C kommt beim Lüften mehr Wärme ins Innere als einem lieb ist. Bei 28 °C ist unsere Leistungsfähigkeit bereits um ein Drittel herabgesetzt, bei 30 °C schon um die Hälfte. Eine Klimaanlage verschafft Abhilfe. Aber Klimaanlage ist nicht gleich Klimaanlage.
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen mobilen und fest installierten Anlagen. Die Funktionsweise ist dieselbe: Mittels eines Kompressors wird ein Kühlmittel verdichtet und dadurch verflüssigt. Wenn es sich ausdehnt, entzieht es der Umgebung Energie in Form von Wärme. Die gekühlte Luft wird in den Innenraum abgegeben. Wird das Kältemittel wieder komprimiert, gibt es die aufgenommene Wärme wieder ab. Diese wird nach draußen abgeführt. Und der Kreislauf beginnt von vorn.
Die mobilen Klimaanlagen, auch Monoblock-Geräte genannt, sind kompakt, praktisch und lassen sich ohne großen Aufwand überall dort aufstellen, wo es für das persönliche Wohlgefühl zu heiß hergeht. Solche Anlagen saugen die warme Zimmerluft an, kühlen sie herunter und geben sie dann wieder in den Raum ab. Die Warmluft wird über einen Schlauch nach draußen abgeleitet, entweder durch eine Bohrung in der Hauswand oder durch ein gekipptes Fenster.
So einfach diese Geräte auch zu installieren sind – genau hier liegt ihre größte Schwachstelle: Der Fensterspalt für den Abluftschlauch lässt sich kaum richtig abdichten, es gelangt weitere Warmluft ins Innere. Das setzt nicht nur die Kühlleistung herab, sondern erhöht auch den Stromverbrauch. Zudem sind Monoblock-Geräte aufgrund des eingebauten Kompressors relativ laut, was den nächtlichen Einsatz im Schlafzimmer nahezu ausschließt. Sind dann solche Geräte überhaupt empfehlenswert? Das kommt darauf an. Bei überschaubaren Anschaffungskosten sind sie für alle, die nur an besonders heißen Tagen gezielt für etwas Abkühlung sorgen möchten, durchaus geeignet – erst recht, wenn man die Stromspar-Tipps beherzigt, die wir Ihnen weiter unten geben.
Split-Geräte bestehen, wie der Name nahelegt, aus einem Innen- und einem Außengerät und gelten als effizienter als ihre mobile Verwandtschaft. So eignen sie sich auch für größere Räume und längeren Betrieb. Durch den Innenteil wird die warme Raumluft angesaugt, heruntergekühlt und wieder im Raum verteilt. Die Wärme wird über das Kühlmittel an das Außengerät abgeleitet. Das hat gleich mehrere Vorteile: Durch die feste Installation gelangt keine neue Warmluft in den Raum, die Anlage verbraucht dadurch weniger Strom. Zudem ist der Kompressor für das Kühlmittel im Außengerät untergebracht, was ein Split-Gerät weitaus geräuschärmer macht als einen Monoblock.
So weit, so gut: Split-Geräte verbrauchen weniger Strom, kühlen besser und sind leiser. Wäre da nicht die Sache mit dem Einbau. Schließlich muss man hier nicht nur ein Fenster kippen, sondern schon größere Umbauarbeiten durch einen Fachmann in Kauf nehmen. Und wohnt man zur Miete, hat der Vermieter immer noch ein Wörtchen mitzureden. Zudem sind Split-Geräte um ein Vielfaches teurer als die mobilen Varianten. Wer aber weder Umbau noch höhere Anschaffungskosten scheut, ist mit einem Split-Gerät besser beraten.
Eigentlich paradox: In den wärmsten Regionen der Welt sind die Menschen häufig erkältet. Das liegt daran, dass dort in Hotels, Geschäften und Taxis die Klimaanlagen häufig auf Temperaturen eingestellt sind, bei denen sich Pinguine pudelwohl fühlen würden. Wer es mit dem Kühlen übertreibt, riskiert einen Kälteschock und damit eine Erkältung. Um eine Klimaanlage nicht zur Schnupfenfalle zu machen, sollte die Differenz zwischen eingestellter Temperatur und Außentemperatur nicht mehr als 5 °C betragen. Angenehmer Nebeneffekt: Es wird nicht mehr Strom verbraucht als nötig.
Zudem sind Klimaanlagen als Bazillenschleudern verschrien. Das trifft jedoch nur zu, wenn Gerät und Luftfilter nicht regelmäßig gereinigt werden. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Klimaanlagen tragen zur Gesundheit bei. Denn sie filtern aus der Raumluft Keime und Allergene heraus.
Fragen Sie unsere Expert:innen der Energieberatung, worauf Sie bei der Anschaffung einer Klimaanlage achten müssen.
Natürlich verbraucht der Betrieb einer Klimaanlage Strom. Und das nicht zu knapp: Ein durchschnittlich großes Raumklimagerät kann im Sommer pro Monat so viel Strom verbrauchen wie eine Kühl- und Gefrierkombination im ganzen Jahr. Daher sollte man schon beim Kauf auf die Effizienzklasse des Gerätes achten. Es gibt derzeit sieben Einstufungen von A+++ bis D. Im Vergleich: Ein Monoblockgerät der besten Einstufung von A+++ verbraucht 40 Prozent weniger Strom als eins der Energieeffizienzklasse B. Wer zusätzlich seine Klimaanlage durchdacht einsetzt, kann einiges an Kosten sparen.
So ist es grundsätzlich sinnvoll, die Aufheizung des Raumes von vornherein zu reduzieren. Das heißt vor allem, direkte Sonneneinstrahlung zu verhindern. Außenrollos oder Jalousien sollten tagsüber geschlossen bleiben. Auch die Fenster, damit keine warme Luft einströmen kann. Beim Betrieb der Anlage sollte darauf geachtet werden, dass die Lüftungsschlitze nicht durch Möbel oder Gardinen verdeckt und regelmäßig von Staub befreit werden.
Außerdem ist es ratsam, gezielt zu kühlen und nicht auf Dauerbetrieb zu schalten. Wenn niemand zu Hause ist, muss die Anlage nicht laufen. Lieber das Gerät per Zeitschaltuhr ein bis zwei Stunden vor dem Betreten der Wohnung aktivieren, sodass bei der Heimkehr angenehme Temperaturen herrschen. Hier helfen auch Smart-Home-Lösungen, zum Beispiel per App und übers Web steuerbare Steckdosen. Für einen erholsamen Schlaf genügt es, den Raum ein bis zwei Stunden vorzukühlen und dann die Anlage in der Nacht abzuschalten.
Was den Stromverbrauch angeht: Drehen Sie den Spieß einfach um und wirken Sie den Kosten an anderer Stelle entgegen: Nehmen Sie alle ungenutzten Geräte vom Netz, denn auch im Stand-by-Modus verbrauchen diese Strom und produzieren zudem Wärme. Nutzen Sie sparsame und langlebige LED-Leuchtmittel (Link zu Lampenkoffer), die nicht heiß werden. So halten Sie nicht nur die Stromkosten in Schach, sondern heizen auch den Raum nicht zusätzlich auf. Weitere Stromspartipps finden Sie hier (Link zum Energieberater) auf unserer Webseite.
Sträubt sich der Vermieter vor dem Einbau einer Split-Anlage? Und auch ein Monoblock kommt nicht in Frage? Eine einfache Methode, um trotzdem für etwas Abkühlung zu sorgen, ist ein feuchtes Tuch vor einen Ventilator zu hängen. Wenn Wasser verdunstet, entzieht es der Umgebung Energie in Form von Wärme. Allerdings funktioniert das bei schwülem Wetter nur bedingt, und die feuchte Raumluft wird noch feuchter. Daher sind auch Luftkühlgeräte, die nach demselben Prinzip arbeiten, wenig empfehlenswert. Am einfachsten ist es, die Hitze erst gar nicht in den Raum gelangen zu lassen – also erst abends gut durchlüften und Türen und Fenster tagsüber geschlossen halten. Testen Sie diese auch auf ihre Dichtigkeit. Auch hier hilft Ihnen unser Energieberater weiter.
Hilfreich sind auch spezielle transparente Folien, die das UV-Licht reflektieren. Und zur Not erfüllt auch eine in Fensterform zugeschnittene und halbseitig mit Alufolie beklebte Pappe diesen Zweck. Bei einer Hitzewelle wie im letzten Jahr sind diese Maßnahmen wahrscheinlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn bei solchen Temperaturen sorgt eine Klimaanlage für ein angenehmeres Wohn- und Schlafklima. Und natürlich, sich draußen ein schattiges Plätzchen zu suchen und ein Eis zu essen.
Redaktionsteam Online-Magazin • 3. Mai 2019
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