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Sie sind zwar klein, aber vollwertige Häuser. Minihäuser auf Rädern könnten die Lösung für Wohnraumknappheit werden.

Tiny House – Minihaus auf Rädern

Für manche Menschen bieten „Tiny Houses“ eine tolle Wohnoption – die mobilen Minihäuser sind erschwinglich, flexibel und verbrauchen wenig.


Irgendwann träumen wir wohl alle einmal von den eigenen vier Wänden. Doch, ob gekauft oder gemietet – steigende Kosten und schwindender Wohnraum schränken die Optionen vielfach ein. Aber es gibt eine Lösung: transportfähige Minihäuser, die kompakten Wohnraum auf Rädern bieten. Wir zeigen, was das Phänomen „Tiny House“ immer beliebter macht.

Zu wohnen heißt schon lange nicht mehr, sich bloß irgendwo „niederzulassen“. Für manche bedeutet es vor allem zwei Dinge: Freiheit und Selbstbestimmung. Die eigenen vier Wände sind eben nicht nur Lebensraum, sondern auch Freiraum. Genau diese Art von Philosophie bewegt die Besitzer von Minihäusern – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die sogenannten „Tiny Houses“ (Englisch für „winzige Häuser“) sind mobile Wohnhäuser im Mikroformat, die sich bequem per Anhänger transportieren lassen und doch viel mehr können als einfache Wohnwagen. Ein Tiny House bietet fast alle Annehmlichkeiten einer festen Immobilie, bloß kompakter und beweglicher – als rollendes Heim mit Wohlfühlfaktor.

Die Frage, ob größer automatisch besser ist, scheint auf der Suche nach einem Zuhause so manchen umzutreiben. Gerade in Zeiten, in denen Wohnraum stetig teurer wird, ist der Weg zur erschwinglichen Immobilie oder Mietwohnung immer mühsamer. Der Tiny-House-Trend wirkt dem entgegen: Nach dem Motto „Weniger Ballast, weniger Sorgen“ läuten die Besitzer von Minihäusern eine neue Ära in der Zukunft des Wohnens ein. Sie leben auf intelligent eingerichtetem, kompaktem Wohnraum und nutzen dort alles, was sie brauchen – aber eben auch nicht mehr. Was gelegentlich mit dem Modewort „Downsized Living“ (verkleinertes Wohnen) beschrieben wird, bedeutet kurzgefasst: reduziertes Wohnen mit finanzieller und örtlicher Flexibilität. Dieses Konzept ist besonders in den überlaufenen Metropolen ein eleganter Weg, der Wohnraumknappheit ein Schnippchen zu schlagen.

„Tiny-House“-Trend: von den USA nach Deutschland

Beim mobilen Minihaus ist Wohnraum im besten Sinne „auf das Maximum reduziert“ und bietet nomadische Flexibilität für nahezu jedermann. Die Idee dazu entstand in den USA, wo sich der Minihaus-Trend bereits zu einer kleinen Bewegung entwickelt hat. Die Tiny Houses wirken dem dort zum Teil verschwenderisch großen Baustil entgegen und zeigen eine neue Haltung – für mehr Mobilität und Umweltbewusstsein. Jay Shafer, Gründer der „Four Lights Tiny House Company“ und Pionier des neuen Lifestyles, machte den Anfang im Jahr 1999. Damals entstand aus der einfachen Idee, sein Haus auf den nötigsten Standard zu reduzieren, das Tiny House auf Rädern. Aus diesem Konzept machte Shafer ein Unternehmen, das mit hochwertigen Minihäusern zeigte, wie rentabel „Wohnen to go“ als Antwort auf Platzmangel und hohe Kosten ist. Heute produziert er mit seiner Firma Four Lights erschwingliche, hochwertige Minihäuser.

Einen Wehmutstropfen hat der Trend beim Überspringen des großen Teichs allerdings schon: Auf Grund der im Vergleich zu den USA viel strengeren Bauvorschriften in Deutschland sind die „Tinies“ in ihrer Mobilität doch recht eingeschränkt, wenn man sie denn wirklich als (fast) richtiges „House“ nutzen möchte und nicht als robusteres Wohnmobil. Denn Wohngebäude - unabhängig davon, ob sie prinzipiell mobil oder immobil sind - unterliegen grundsätzlich einer Baugenehmigung und die sieht ausnahmslos eine Anschlusspflicht an das öffentliche Netz vor. Mit Wassertanks und Trenntoiletten ausgestattete Tiny Houses dürfen deshalb hierzulande legal auch nur auf Campingplätzen aufgestellt werden.

Auf den ersten Blick scheint es eine normale Küche zu sein. Ist es auch – denn in einem Tiny House müssen sich die Bewohner nur beim Platz einschränken. Ansonsten ist das kleine Haus auf Rädern ein ganz normales. (c) Diekmann
Auf den ersten Blick scheint es eine normale Küche zu sein. Ist es auch – denn in einem Tiny House müssen sich die Bewohner nur beim Platz einschränken. Ansonsten ist das kleine Haus auf Rädern ein ganz normales. (c) Diekmann

Tiny Houses: Das gibt's zu beachten

Sollten Sie also mit dem Gedanken spielen, ein Tiny House auf ein zur Wohnutzung vorgesehenes Grundstück zu stellen, um darin dauerhaft zu leben, ist der Anschluss an das öffentliche Trink- und Abwassersystem in Deutschland unumgänglich. Hinzu kommt wahrscheinlich noch die Problematik der Elektrifizierung – hier besteht keine Pflicht, aber Stromversorgung wird heutzutage bei aller Vorliebe für Minimalismus doch als Notwendigkeit betrachtet, nicht als verzichtbarer Luxus. Fragen Sie also vorher einen befreundeten Architekten oder Baufachmann um Rat oder wenden Sie sich im Zweifelsfall an die Stadtwerke Düsseldorf für eine Einschätzung ihrer Pläne. Auch für uns als Versorgungsunternehmen sind Tiny Houses beileide kein Standard, gerne finden wir gemeinsam mit Ihnen eine individuelle Lösung, wie auch ein Mini-Wohnhaus – ob auf auf Rädern oder nicht – an unser öffentliches Versorgungsnetz angeschlossen werden kann. Gerade mit modernen Systemen wie Wärmepumpen oder Luft-Wärmetauscher hält sich der Aufwand dafür in überschaubaren Grenzen.

Ein kleines Zuhause – selbst gebaut oder vom „Fachmann“

Die Übersicht zeigt – in einem Tiny House ist alles zu finden, was der Hausherr wirklich braucht.
Die Übersicht zeigt – in einem Tiny House ist alles zu finden, was der Hausherr wirklich braucht.

Auch wenn in einem solchen Minihaus alles Wichtige ausreichend vorhanden ist: Strom, Wasser, Heizung, Fenster, ein Wohnzimmer mit Küchenzeile und Essbereich, muss fehlender Platz mit raumteilerischem Erfindergeist ausgeglichen werden. Küchenutensilien werden in kompakte Schränke verstaut, Schlafplätze befinden sich unter dem Dach, Dusche und Bio-Toilette in einer kompakten Nische. Die geringe Größe des Minihäuschens ist hier ein Riesenvorteil, denn sie bedeutet auch weniger Aufwand bei der Instandhaltung. Als versierter Handwerker kann man ein Minihaus theoretisch sogar selbst bauen – mit Werkzeug und Material aus dem Baumarkt. Oder man kauft gleich ein Exemplar von einem offiziellen Anbieter. Das kostet zum Teil schon weniger als 30.000 Euro, vergleichbar mit einem moderaten Mittelklasse-Pkw.

Der Vergleich mit einem Auto ist hier über die finanzielle Größenordnung hinaus alles andere als abwegig, sondern vielmehr sehr passend: Und zwar sieht die Straßenzulassung von Kfz-Anhängern einen sogenannte „dynamische Festigkeitsnachweise“ vor, um im Schadenfall eventuelle Haftungsfragen klären zu können. Deshalb fertigt beispielsweise der Anbieter Rolling Tiny House seine Häuschen ausschließlich mit einer Stahlrahmenkonstruktion nach Vorgabe eines amtlich zugelassenen Statikers. Weshalb es sich, wie uns Geschäftsführer Peter L. Pedersen erklärt, bei ihren Pkw-tauglichen House-Anhängern nicht um Tischler- oder Zimmerermannsarbeiten, sondern vielmehr um Karosseriebau handelt.

Nicht nur die preiswerte Grundausstattung, sondern auch die Ökonomie der Minihäuser ist attraktiv: Es lässt sich nach gut zweieinhalb Monaten Bauzeit schon beziehen und bei Bedarf schnell wieder verkaufen. Dazu ist es frei einrichtbar sowie strom- und heizsparend. Als multifunktionaler, günstiger Wohnsitz ist es gleich für mehrere Gruppen interessant: Studenten, Singles mit geringem Platzbedürfnis oder Senioren, denen das eigene Haus schlicht zu groß und aufwendig geworden ist.

Ist ein Tiny House richtig für mich?

Wer nichts dagegen hat, sich im Alltag etwas einzuschränken oder bei den eigenen Wohnideen etwas umzudenken, ist ein idealer Kandidat für das Tiny House. Effizient ist so ein Minihäuschen allemal, von der Funktionstüchtigkeit bis hin zum geringen Verbrauch. Auch bei der Einrichtung sind Minihäuser eine Entlastung für den Geldbeutel. Wo kein Platz für Gemälde, Loungesessel oder eine Badewanne ist, braucht man sie am Ende auch nicht anzuschaffen. Hinzu kommt, der Mobilitätsvorteil des Tiny Houses. Da die Straßenverkehrsordnung bis zu 4 Meter Höhe und 2,55 Meter Breite für mobilen Wohnraum erlaubt, ist mit einem standardisierten Minihaus auch der Transport oder der Umzug kein Problem. Alles darüber lässt sich ohnehin schwer durch europäische Straßen manövrieren und benötigt eine Sondergenehmigung.

Ein rollendes Heim mit vielen Zwecken

Zugegeben, ein Tiny House bedient nicht jedermanns Ansprüche an „bequemes“ Wohnen. Menschen, die es lieber weitläufig und dekorativ mögen, werden sich kaum ein Zuhause mit maximal 45 Quadratmetern Grundfläche oder weniger zulegen. Die Kompaktvariante muss aber auch nicht zwangsläufig als Erstwohnsitz oder Lebensmittelpunkt genutzt werden. In Berlin etwa gibt es bereits Ideen, den Minihausansatz auf den allgemein verknappten Wohnraum zu übertragen und so die Mieten zu senken. Letztlich bietet das Tiny House vor allem eins – ein modernes Zuhause für geringes Geld. Mit dem schönen Nebeneffekt, dass man dabei Ressourcen schont, Energieverbrauch reduziert und Kosten spart. Vielleicht haben Sie ja schon einmal überlegt, sich den „Luxus im Kleinen“ zu suchen? Das Tiny House macht’s möglich.

Übrigens: Man kann nicht nur Wohnraum effektiv nutzen. Mittlerweile gibt es für Menschen, die sich kein eigenes Büro leisten möchten, tolle Wege in gemeinschaftlichen Räumen zu arbeiten und dabei gleichzeitig noch zu networken. Coworking Spaces wie der Factory Campus in Düsseldorf zeigen, wie durch gemeinsam nutzbaren Raum spannende Prozesse für ein erfolgreiches Arbeitsumfeld entstehen.

Der Rohbau eines kleinen Häuschens. Der Vorteil gegenüber dem normalen Bau eines Hauses: Es lässt sich nach gut zweieinhalb Monaten Bauzeit beziehen. (c) Diekmann
Der Rohbau eines kleinen Häuschens. Der Vorteil gegenüber dem normalen Bau eines Hauses: Es lässt sich nach gut zweieinhalb Monaten Bauzeit beziehen. (c) Diekmann
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