Ein Passivhaus kommt auch im Winter ohne klassische Heizung aus. Stattdessen sorgen passive Energiequellen wie Abwärme ganzjährig für ein Wohlfühlklima.
Das Passivhaus gilt aufgrund seines niedrigen Energiebedarfs als attraktive Option für umweltbewusste und zukunftsorientierte Bauherr:innen. Welche Bauweise dahinter steckt und wie hoch das Einsparpotenzial tatsächlich ist, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Ein Passivhaus ist ein Gebäude, das durch eine optimale Wärmedämmung und eine hochmoderne Bauweise äußerst energieeffizient und umweltfreundlich ist. Beim Bau eines Passivhauses wird vor allem auf potenzielle Schwachstellen in der Wärmedämmung geachtet: In den meisten Häusern kommt es beispielsweise an den Fenstern zu hohen Wärmeverlusten. Beim Passivhaus werden deshalb spezielle Fenster eingesetzt, über die weniger Wärme verloren geht. Auch die dämmende Wirkung der Außenwände, Bodenplatten und des Dachs ist in einem Passivhaus hochwirksam, sodass die Wärme im Haus bleibt und Energieverluste minimiert werden.
Die Bauweise eines Passivhauses nutzt „passive“ Energiequellen, wie die Wärme der Sonneneinstrahlung oder die Abwärme der elektrischen Haushaltsgeräte, und heizt sich somit weitgehend selbst. Deshalb können Passivhäuser theoretisch auch im Winter ohne Heizung auskommen. Eine weitere Besonderheit: Passivhäuser haben eine luftdichte Gebäudehülle, die ebenfalls zu einem angenehmen Raumklima im gesamten Gebäude beiträgt. Eine Lüftungsanlage sorgt in den energieeffizienten Häusern für eine konstante Frischluftzufuhr. Gleichzeitig wird die verbrauchte Luft im Passivhaus kontrolliert nach außen abgeleitet, sodass das Lüften über die Fenster theoretisch überflüssig wird. Die Lüftungsanlage ist außerdem so konzipiert, dass Wärme aus der verbrauchten Luft gewonnen und der frischen Zuluft zugeführt wird. Dieses Prinzip der Wärmerückgewinnung schafft ganzjährig ein gesundes und angenehmes Raumklima im Passivhaus.
Durch die spezielle Bauweise mit Wärmerückgewinnung verbrauchen luftdichte Passivhäuser bis zu 90 Prozent weniger Heizwärme als konventionelle, unsanierte Altbauten. Selbst im direkten Vergleich mit einem Neubau, der gemäß der Energiesparverordnung errichtet wird, lassen sich mit einem Passivhaus bis zu 45 Prozent mehr Energie einsparen.
Laut dem Passivhaus Institut kann ein Gebäude dann als Passivhaus eingestuft werden, wenn es folgende drei Kriterien erfüllt:
Wie steht es um den Energieverbrauch Ihres Zuhauses? Beim Energiecheck analysieren unsere Expert:innen Ihr Gebäude – vom Keller bis zum Dach – und geben Tipps rund um Stromverbrauch, Dämmung und Co.
1. Das Gebäude ist ohne separates Heizsystem oder Klimaanlage in der Lage, die Temperaturen im Inneren so zu regulieren, dass ein behagliches Raumklima erreicht wird. Die Obergrenze für den Jahresheizwärmebedarf liegt bei Passivhäusern bei max. 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr – abgekürzt: 15 kWh/(m²a).
2. Die Kriterien für behagliches Wohnen sind in allen Wohnräumen des Hauses im Winter wie im Sommer erfüllt. Dabei gelten bestimmte Richtwerte für ein Passivhaus. So darf beispielsweise die Zulufttemperatur 17 Grad Celsius nicht unterschreiten.
3. Der Bedarf des Passivhauses an erneuerbarer Primärenergie für die Beheizung, den Strom und die Warmwasserbereitung darf zusammen nicht höher als 60 kWh/(m²a) sein.
Auch Bestandsgebäude können mit Komponenten des Passivhaus-Konzepts modernisiert werden. Die Maßnahmen, die Sie nachrüsten können, betreffen die fünf Grundprinzipien eines Passivhauses:
1. die Wärmedämmung des Hauses,
2. die Luftdichtheit der Außenhülle,
3. die Wärmebrückenfreiheit,
4. den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
5. sowie den Einbau von Passivhaus-Fenstern.
Achten Sie bei der Modernisierung also vor allem darauf, dass die Wärme dank einer luftdichten Gebäudehülle möglichst nicht aus dem Haus entweichen kann. Mit dem nachträglichen Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung beugen Sie der Schimmelbildung vor und verbessern damit das Raumklima. Der Vorteil einer solchen Anlage liegt primär aber in ihrer Effizienz: Lüftungsanlagen nutzen bis zu 90 Prozent der Wärme aus der Abluft, um die Frischluftzufuhr an die gewünschte Raumtemperatur anzupassen.
Übrigens: Wenn Sie Ihr Haus energieeffizient sanieren wollen, können Sie bei der KfW entsprechende Fördermittel beantragen. So erhalten Sie beispielsweise einen Kredit für die Kosten der Dämmung der Fassade oder der Erneuerung der Fenster.
Energiesparen ist nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für die Umwelt. Mit unseren Energiespartipps senken Sie Ihren Stromverbrauch und sparen Heizkosten.
Joachim Gerloff • 5. Oktober 2023
Redaktionsteam Online-Magazin • 16. September 2024