Diese alternativen Wohnkonzepte in Düsseldorf suchen teilweise noch Mitstreiter und Mitbewohner
Mehr als Single- und Familienhaushalt – alternative Wohnkonzepte in Düsseldorf. Sozial. Nachhaltig. Lebenswert. So, wie sich die Werte der Gesellschaft beim Konsum von Lebensmitteln, beim Kauf von Kleidung, bei der Mobilität und am Arbeitsplatz wandeln, verändert sich auch unsere Wohnkultur.
Neben dem traditionellen Einfamilienhaus, dem Reihenhaus und der Etagenwohnung sind viele alternative Konzepte entstanden, die z. B. ein generationsübergreifendes Wohnen bevorzugen und Singles, Alleinerziehende, Senioren sowie Familien unter einem Dach integrieren.
Ein Ansatz ist das Mehrgenerationenhaus, bei dem – wie der Name es sagt – mehrere Generationen zusammen wohnen. Dabei kann es sich um Familienangehörige handeln, muss aber auch nicht. Neben privaten Bereichen gibt es Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer, Küche oder Garten. Die Vorteile dieses Konzepts liegen auf der Hand: Man unterstützt sich untereinander. Senioren können die Kinderbetreuung übernehmen und haben somit eine Aufgabe im Alltag. Familien können Senioren bei täglichen Beschaffungen oder leichteren Pflegearbeiten helfen. Neben allen Vorteilen, sollte man sich vor Einzug jedoch auch offen über mögliche Konfliktpotenziale austauschen. Denn Ärger kann drohen bei unterschiedlichen Ansichten von Gemeinschaft und Privatsphäre, bei Lärmempfindlichkeit, verschiedenen Weltanschauungen oder ganz alltäglich bei der Frage nach Müll herausbringen und Spülmaschine ausräumen.
Viele Wohnkonzepte befinden sich in der Planungs- bzw. Bauphase, so dass Sie sich bei Interesse anmelden können. Hier finden Sie weitere Informationen.
Eins dieser Projekte ist Gemeinsam Leben am Schloss Benrath e.V., ein Konzept für MehrgenerationenWohnen. Wir haben das Grundstück „Hospitalstraße 1“ erworben und bauen hier preisgünstigen Wohnraum, der mehr bietet als eine günstige Lage und hohen Freizeitwert: Wir schaffen einen Ort für Begegnungen, mit sozialen und kulturellen Aktivitäten. Geplant ist ein Komplex mit 61 Wohnungen, der auch über Gemeinschaftsräume, eine Gruppenwohnung und ein Gästeappartment verfügen soll. Wer mehr wissen und sich über den Baustatus informieren möchte, hat hier die Möglichkeit.
Einen ähnlichen Ansatz des demokratischen Miteinanders verfolgt das Projekt WIG – Wohnen in Gemeinschaft Leben auf der Ulmer Höh e.V. Zwischen Ulmenstraße im Westen, Metzer Straße im Osten und Spichernplatz im Süden entstehen seit 2019 Wohneinheiten für Jung und Alt. Von der Kita für die Jüngsten bis zur barrierefreien Seniorenwohnung ist Platz für alle Altersgruppen. Jeder bringt sich mit seinen individuellen Fähigkeiten, Interessen und Kenntnissen in die Gemeinschaft ein – mit dem Ziel, sich im Alltag den eigenen Möglichkeiten entsprechend untereinander zu unterstützen. Das ist bereits in den Leitlinien des Wohnprojekts verankert, wenn es heißt: „Wir pflegen ein aufmerksames, respektvolles, fürsorgliches Miteinander.“
1 Wohnhaus, 12 Wohnungen, 23 Erwachsene und 19 Kinder: So lässt sich die Villa Pillebach beschreiben. An der Pirnaer Straße in Gerresheim lässt der Rohbau erkennen, was es einmal werden soll: ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten auf drei Etagen mit Gemeinschaftsraum und großem Gemeinschaftsgarten. Das Ziel des Projekts Villa Pillebach ist es, nachhaltiges und energieeffizientes Bauen nach KfW-Standard zusammen zu bringen mit der Idee einer modularen Bauweise, in der sich Einzelne, auch einzelne Familien, aber auch die Gemeinschaft aller Bewohner wiederfindet.
Ein bereits umgesetztes, positives Beispiel für Mehrgenerationen unter einem Dach und Begegnungsstätte in Einem ist HELL-GA, das Mehrgenerationenhaus der SOS Kinderdörfer in der Carl-Severing-Straße 4 im Süden von Düsseldorf. Seit Sommer 2017 wird das Haus als „Ort der Teilhabe“ für Familienbildungsangebote, Kurse, Workshops, Seniorenangebote, aber auch für einen gemeinsamen Mittagstisch genutzt.
Neben Angeboten für ein soziales Miteinander wie einer Hausaufgabenbetreuung für 6- bis 14-Jährige, einem Seniorenfrühstück und Alltagsbegleitungen für Senioren gibt es auch einen Second-Hand-Laden und ein Tanzensemble. Besonders angetan haben es den Tänzerinnen und Tänzern die Tänze aus dem Barock und Rokoko. In den prachtvollen Roben der Zeit wird bei historischen Festen gezeigt, wie man im 17. und 18. Jahrhundert das Tanzbein schwang.
Über 100 Menschen von 0 bis 90 Jahren leben seit 2016 vor den Toren Düsseldorfs auf dem ehemaligen Rittergut Mydlinghoven . ‚Cohousing‘ nennen sie ihr Konzept neudeutsch, das nicht nur auf generationsübergreifendem Wohnen basiert, sondern auch die Verantwortung für die Natur, für Pflanzen und Tiere groß schreibt. Denn Gut Mydlinghoven liegt mitten in einem Naturschutzgebiet mit strengen Auflagen für Landschafts- und Naturschutz. Hier lernen Kinder den respektvollen Umgang mit der Natur direkt vor der Haustür.
Wer sich nicht direkt für den Einzug interessiert, sondern einfach mal die Erfahrung machen möchte, was es heißt, auf Gut Mydlinghoven zu wohnen, hat die Möglichkeit, eines der Gästezimmer zu buchen. Sie können wählen zwischen Zimmer „Aqua“ oder „Sonnenaufgang“ mit eigener Pantryküche und Badezimmer – barrierefrei ausgestattet.
„Servicewohnen“ ist eine Alternative für Senioren, die nicht alleine wohnen wollen oder können.
Als Alternative zum Pflege- oder Seniorenheim, haben die Senioren hier die Chance, weitgehend ihre Eigenständigkeit zu behalten, dennoch aber in Gemeinschaft und nicht alleine zu sein. In Düsseldorf-Eller stehen ihnen zum Beispiel unterschiedliche seniorenfreundliche Wohnungen zur Verfügung. Ein Ansprechpartner eines Pflegedienstes ist direkt zur Stelle – nicht nur für Notfälle, sondern auch, um Hilfe bei der Wohnungsreinigung, beim Kochen und bei täglichen Besorgungen zu organisieren.
Beruflich unter einem Dach: Business-WGs, der neue Trend für Berufstätige
Als Deutschlands größte Business-WG gilt die WG4U in Düsseldorf, die 60 Berufstätigen ein temporäres gemeinsames Zuhause in Düsseldorf bietet. Oder in Zahlen: 25 Duschen, 22 Toiletten, 12 Kochfelder, 5 große Kühlschränke, 4 Waschmaschinen, 2 Fernsehräume, 1 Sauna, 1 Fitnessraum und 1 Dachterrasse auf 6 Etagen. Zum gemeinsamen Frühstück bei Rührei und Müsli treffen sich vom Unternehmensberater über den Piloten bis zur Anwältin und Managerin alle in der Gemeinschaftsküche.
Was die Bewohner verbindet: Sie sind Fachkräfte, beruflich für längere Zeit in der Stadt, so dass ein Hotelzimmer zu eng, eine eigene Wohnung zu aufwändig zu organisieren und zu unflexibel wäre. Gleichzeitig möchte man die neue Stadt vielleicht nicht alleine, sondern in Gemeinschaft erkunden und seine freie Zeit mit interessanten Menschen aus aller Welt verbringen. „Arbeitsnomaden“ nennt ein Soziologieprofessor der Berliner Humboldt-Universität diese neue Zielgruppe für alternatives Wohnen – in diesem Fall auf Zeit.
Redaktionsteam Online-Magazin • 8. Oktober 2020
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