Was ist beim Thema Smart Home heute bereits möglich? Und was ergibt davon tatsächlich Sinn? Wir verschaffen Ihnen einen Überblick – und räumen mit den gängigsten Vorurteilen auf.
Der Trend ist zwar nicht mehr der neueste, dafür aber ungebrochen: Smart Home. Von der WLAN-Steckdose bis hin zur Komplettlösung fürs ganze Haus – die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Anbieter und Systeme. Was ist heute bereits möglich? Und was ergibt davon tatsächlich Sinn? Wir verschaffen Ihnen einen Überblick – und räumen mit den gängigsten Vorurteilen auf.
Was man früher nur aus Science-Fiction-Filmen kannte, ist heute bereits Realität: Die Haustür erkennt, wer vor ihr steht und gibt entsprechend den Zugang frei. Das Licht geht an, wenn jemand hereinkommt und schaltet sich aus, wenn der Raum verlassen wird. Rollos reagieren auf die Sonneneinstrahlung und fahren selbstständig rauf und runter. Die Heizung holt sich die aktuellsten Wetterdaten aus dem Internet und stellt automatisch die Temperatur sicher, bei der sich die Bewohner am wohlsten fühlen – und nur, wenn diese tatsächlich zu Hause sind. Nach dem Aufwachen steht schon frisch gebrühter Kaffee bereit. Und in jedem Raum lässt sich die Musik abspielen, die man sich gerade wünscht. Dies sind nur einige wenige Beispiele für Smart-Home-Anwendungen, die heute schon im Einsatz sind. Jeder dritte Düsseldorfer nutzt bereits Elemente eines Smart Homes. Und es werden immer mehr.
Grundsätzlich deckt ein Smart Home fünf Bereiche ab: Der bisher meistgenutzte ist das Energiemanagement, zum Beispiel die Steuerung der Heizung. Darauf folgt das Entertainment, zum Beispiel die zentrale Verwaltung von Musik- und Videodateien, die dann im ganzen Haus abspielbar sind. Kommunikationslösungen wie kabelloses Internet im ganzen Haus oder IP-Telefonie sind ebenfalls schon weitverbreitet. Smart-Home-Lösungen für mehr Sicherheit, wie zum Beispiel die Steuerung der Alarmanlage oder Türschlösser sowie die Vernetzung von Rauch- und Wassersensoren, sind stark im Kommen. Auch der Komfort wird immer besser, wie zum Beispiel die Steuerung des Lichts je nach Lust und Laune. Und nicht zu vergessen sind Lösungen im Bereich Gesundheit, die vor allem älteren Menschen zugutekommen, indem zum Beispiel kritische Vitalwerte direkt einen Notruf auslösen oder nach einem Sturz sofort ein Kontakt benachrichtigt wird. Einfach gesagt: Mit einem Smart Home wird das Leben bequemer, schöner, günstiger und sicherer.
Zur Vernetzung und Steuerung des Smart Homes lässt sich auch das heimische Stromnetz nutzen, Powerline genannt.
So viele Systeme gibt es gar nicht. Eigentlich gibt es nur drei technische Varianten, um Geräte und Funktionen für ein Smart Home zu steuern und zu vernetzen: KNX, Powerline und Funk.
Bei KNX handelt es sich um eine feste Verkabelung, die unsichtbar unter Putz installiert wird. Herzstück ist eine Schaltzentrale, die das smarte Heimnetz steuert. Das wohl luxuriöseste System ist höchst unanfällig für Störungen und kann je nach Konzept alle dafür geeigneten Geräte im Haushalt mit einbinden. Wer eine komplette Hausautomation anstrebt, also eine zentrale Steuerung und Vernetzung von Komponenten für Fenster und Türen, für die Alarm- und Überwachungsanlage, für Heizung und Klimaregelung sowie für Licht- und Gerätesteuerung, ist mit einer solchen Anlage ziemlich gut beraten.
Zur Vernetzung und Steuerung des Smart Homes lässt sich auch das heimische Stromnetz nutzen, Powerline genannt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Es müssen keine neuen Leitungen verlegt werden. So lassen sich unproblematisch intelligente Steckdosen und Geräte steuern, und auch die Datenübertragung für Video- und Musikwiedergabe und der Zugang zum Internet funktionieren reibungslos.
Eine einfache Lösung liegt in der Funktechnologie. Hierbei kommen vor allem WLAN-Steckdosen zum Einsatz, die sich zu Hause oder via Internet auch über den heimischen Router von unterwegs an- und abschalten lassen. Ein weiteres Beispiel sind LED-Lampen, die per Funk und nach Lust und Laune im heimischen WLAN angesteuert werden. Ein kleiner Nachteil ist die eingeschränkte Reichweite eines handelsüblichen WLAN-Routers. Zudem tummeln sich in den Bereichen Funk und Powerline viele unterschiedliche Anbieter, deren Geräte zum Teil nicht miteinander kompatibel sind. Allerdings ist die Bedienung einzelner Komponenten recht simpel. Damit eignen sich solche Lösungen für einen einfachen Einstieg in die Smart-Home-Welt.
Zugegeben: Eine KNX-Anlage ist eine recht kostspielige Angelegenheit, denn es sind umfangreiche Planungs- und Baumaßnahmen durch einen Fachmann notwendig. Daher lohnt sich ein solches System am ehesten beim Neubau.
Entscheidet man sich für Powerline- oder Funklösungen, sieht das schon anders aus. Hier schlägt nur die Anschaffung einzelner Komponenten zu Buche, und die Kosten dafür sind überschaubar. Ein Starterset mit WLAN-fähigen LED-Lampen und Steckdosen ist mit wenigen Hundert Euro zwar nicht ganz billig, dafür ist das Nachrüsten recht günstig. Eine einzelne WLAN-Steckdose beispielsweise kostet nicht mehr als 50 Euro.
Smart Home hilft, weniger Energie zu verbrauchen – vor allem beim Heizen. Intelligente Regler lassen sich so programmieren, dass die Heizung erst kurz vor dem Heimkommen ihren Betrieb aufnimmt und automatisch herunterschaltet, wenn der Letzte das Haus verlassen hat. Übergeordnet lassen sich Profile für die verschiedenen Jahreszeiten programmieren. Wer es individueller mag, greift wann und wo auch immer zum Smartphone und regelt die Temperatur von unterwegs. Besonders clevere Systeme holen sich selbstständig Wetterdaten aus dem Internet oder von der vernetzten Wetterstation. Wird es kälter als gedacht, ist es trotzdem angenehm warm, sobald man sein Heim betritt. Das alles ist sinnvoll und ist zudem schonend für die Haushaltskasse, denn beim Heizen wird die meiste Energie verbraucht. Auch die Stromkosten lassen sich reduzieren. So können zum Beispiel WLAN-Steckdosen eingesetzt werden, die zu Hause oder von unterwegs per Smartphone an- und ausgeschaltet werden können. Werden Geräte wie Fernseher oder Hifi-Anlage nicht gebraucht, lassen sie sich mit einem Befehl komplett vom Stromnetz nehmen und verbrauchen keine Energie im Stand-by-Modus.
In den vergangenen Jahren haben die Hersteller in puncto Benutzerfreundlichkeit viel dazugelernt. Natürlich ist hier noch viel Luft nach oben, aber die meisten Komponenten für ein Smart Home lassen sich recht einfach installieren. Um sie miteinander zu verbinden, sind nur wenige Schritte notwendig, und auch die dazugehörigen Smartphone-Apps sind intuitiv bedienbar. Wer jedoch schon mal eine Universalfernbedienung programmiert hat, weiß, dass der Teufel im Detail steckt. Bis man also alles nach seinen Wünschen eingestellt hat, braucht man unter Umständen etwas Geduld. Aber der Komfort, den man daraufhin genießt, ist es allemal wert, diese Zeit zu investieren.
Das kommt darauf an. Bei einer fest installierten Komplettlösung wie KNX vor allem auf die Anzahl der Schnittstellen. Hier ist eine vorausschauende Planung vor dem Einbau ausschlaggebend. Moderne Systeme nutzen neben der festen Verkabelung auch Funktechnologie, was die Erweiterung vereinfacht.
Powerline- oder Funklösungen lassen sich prinzipiell leichter aufstocken. Allerdings ist hier Vorsicht geboten: Der Markt für Smart-Home-Geräte fürs Strom- und WLAN-Netz wächst rasant. Immer neue Anbieter wollen sich ihr Stück vom Kuchen sichern und Kunden mit eigenen technischen Standards an sich binden. Welcher Standard sich am Ende durchsetzt bleibt abzuwarten. Allerdings arbeiten einige Hersteller bereits zusammen: So setzen Leuchtmittelhersteller Osram (Lightify) und Phillips (Hue), Miele und die Telekom (Quivicom) gemeinsam auf die Funktechnologie ZigBee. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es kein Problem ist, sein Smart Home jederzeit zu erweitern. Vorausgesetzt, man entscheidet sich für die zukunftsfähigste Technologie. Wer sich für einen der größeren und renommierteren Anbieter entscheidet, ist gut bedient. Hier kann man am ehesten davon ausgehen, dass sie auch in zehn Jahren noch Komponenten herstellen und Ersatzteile auf Lager haben.
Einerseits besteht naturgemäß dort, wo Daten und Steuerungsbefehle versendet werden, ein gewisses Risiko, dass Unbefugte das System für ihre Zwecke missbrauchen könnten. Zudem kommen bei Lösungen, die auch über das Internet per Smartphone steuerbar sind, häufig Cloud-Dienste zum Einsatz – das heißt, es werden persönliche Daten über das Internet auf Unternehmensservern gespeichert. Der Schutz dieser Daten macht dem einen oder anderen Nutzer Kopfzerbrechen. Das alles kennt man bereits aus der Mobiltelefonie und der Computerwelt. Achten Sie darauf, dass der ausgewählte Anbieter von Smart-Home-Komponenten versichert, dass die Geräte ausreichend vor dem Zugriff Dritter geschützt sind und Daten nicht an Dritte weitergegeben werden.
Andererseits trägt ein Smart Home durchaus zu mehr Sicherheit bei. Denn es bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, das eigene Zuhause zu schützen. Die automatische und mobile Steuerung der Alarmanlage zum Beispiel. Oder die Videoüberwachung per Smartphone. Es lassen sich darüber hinaus Sensoren für Rauch, Wasser oder Gas so vernetzen, dass im Notfall sofort Hilfe gerufen wird. Auch lässt sich problemlos das Licht so programmieren, dass es sich zu bestimmten Zeiten an- und ausschaltet und so die Anwesenheit der Bewohner simuliert, obwohl gerade niemand daheim ist. Bindet man zudem automatische Rollos mit ein, ist die Illusion perfekt.
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