Geht doch! Wie das Smartphone bei der Orientierung hilft
Navigationsgeräte gehören mittlerweile im Auto zur Grundausstattung. Sobald man allerdings aussteigt, ist es vorbei mit dem persönlichen Guide. Wer zu Fuß in einer fremden Stadt unterwegs ist, kann schon einmal die Orientierung verlieren. Doch Abhilfe ist bereits da! Smartphones sind die modernen Navigationsgeräte für Fußgänger.
Kaum zu glauben, aber wahr: Seit Anfang des Jahres gibt es in Deutschland rund 46 Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge (Pkw). Eine beeindruckende Zahl, die bedeutet, dass in diesem Land statistisch gesehen mehr als jeder Zweite ein Auto besitzt. Was diese Zahl auch erneut verdeutlicht: Die Deutschen lieben ihre Autos. Sie fahren zur Arbeit, zum Shoppen, zu Freunden oder in den Urlaub – also eigentlich überall hin und egal, bei welchem Wetter. Was viele Fahrer außerdem eint: Wer regelmäßig im Auto unterwegs ist, kann sich Fortbewegung auf vier Rädern ohne Navigationsgerät kaum noch vorstellen. Konnte man früher noch den Mitfahrer angehen, weil er nicht den richtigen Weg fand, werden heutzutage nicht mal mehr Landkarten zusammengefaltet. Denn die kleinen Computer haben längst die Herrschaft an der Windschutzscheibe übernommen und sagen dem Fahrer in der Fremde, wo es langgeht. Anders sieht es da bei Fußgängern aus. Die waren nach Verlassen des Kraftfahrzeugs in unbekannten Städten oft auch ziemlich verlassen. Doch nun reicht ein Griff zum kleinen Helfer in der Hosentasche, dem Smartphone.
Auch Smartphones sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken – und erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Zwei Drittel der Deutschen nutzen mittlerweile eines. Egal ob iPhone, Android oder Windows – bereits von Haus aus mit Kartenapps ausgestattet, lässt sich mit diesen Telefonen tatsächlich der Weg von A nach B finden. Egal, wo in der Welt sich der Reisende aufhält. Einzige Voraussetzung: Netzempfang.
Dank weiterer Apps lässt sich aber der Leistungsumfang erheblich verbessern. Der Eindruck: Für jedes Problem gibt es bereits die passende App, die nur heruntergeladen werden muss. Das haben auch die gängigen Hersteller von Navigationssystemen längst erkannt und nutzen gleichzeitig die Tatsache, dass mittlerweile jedes Smartphone über GPS verfügt. So bieten sie ihre Software auch unabhängig von einem festen Navigationsgerät als App an – und geben damit Fußgängern eine gute Orientierungshilfe an die Hand. Auch Wanderer greifen immer häufiger auf Navigations-Apps zurück, um im unwegsamen Gelände die richtige Route zu finden. So wird das Smartphone schnell und einfach zum „Navi to go“. Und die alten Karten haben tatsächlich ausgedient.
Aber welche App ist besonders geeignet, um sich in der Fremde zurechtzufinden? Für den alltäglichen Gebrauch ist sicherlich „Google Maps“ die beste Wahl. Die Navigations-App vom größten Suchmaschinenanbieter ist auf vielen Handys bereits vorinstalliert. Sie ist besonders einfach zu bedienen und dazu auch noch kostenlos.
Wer dagegen eine längere Wanderung unternehmen möchte und auf genaue topographische Rasterkarten angewiesen ist, sollte sich für Apps wie ViewRanger, ape@map oder MagicMaps Scout entscheiden. Sie bieten vor allem eine wesentlich anschaulichere Optik, sodass man sich in der Natur besser zurechtfinden kann. Die Karten und Routen für bestimmte Regionen sind in vielen Apps als zusätzlicher Inhalt zumeist kostenpflichtig verfügbar. Die Preise liegen je nach Karte und Region zwischen ein paar Euro bis zu über 40 Euro. Noch ein wichtiger Hinweis für die GPS-Tour per pedes: Der achtsame Wanderer sollte möglichst WLAN nutzen, um die zumeist recht großen Karten im Vorhinein herunterzuladen. Sonst können neben den Kartenkosten auch noch größere Mobilfunkkosten dazukommen.
Mithilfe der Apps kann man den Verlauf seiner Wanderung, die zurückgelegten Kilometer und die voraussichtliche Ankunftszeit genau verfolgen. Zudem findet man im Internet zahlreiche Portale, die bereits vorbereitete Touren inklusive Karte, Infos und GPS-Koordinaten zur Verfügung stellen. So hat man mit seinem Smartphone einen richtigen kleinen Reiseführer in der Tasche.
Wer Lust hat, die Technik der Neuzeit mit einem altbewährten Navigationshelfer zu verbinden, trifft mit der Android-App „Kompass: GPS Navigation“ eine gute Wahl. Hier bietet eine große Kompassrose im Display die passende Orientierung und zeigt die genauen Koordinaten zur Standortbestimmung an. Außerdem kann man über die Online-Suche der App zusätzliche nützliche Informationen zum Standort oder Ziel bekommen. Neben der Bewegungsgeschwindigkeit misst die App auch die Höhenmeter sowie die Zeit, die man für die zurückgelegte Strecke benötigt hat. Hinzu kommt, dass die Routen zu bestimmten Sehenswürdigkeiten bereits in der App angegeben sind. Wenn Sie also spontan zur chinesischen Mauer marschieren möchten, zeigt der Kompass die genaue Richtung und die Entfernung zum Ziel an.
Nicht nur für den Weg von A nach B eignen sich Smartphones. Sie ersetzen auch den gedruckten Reiseführer. Frei nach dem Motto: App statt dicker Wälzer. Das Angebot ist groß, doch welcher elektronische Reiseführer für Sie der richtige ist, sollten Sie vor dem Urlaub ausgiebig testen. Viele der guten Apps gibt es in einer Lite-Version. Dahinter verbergen sich kostenlose Versionen der Kauf-App mit beschränktem Funktionsumfang. Das reicht aber aus, sich einen Eindruck vom Programm zu machen. In der Städteführer-App markieren Reisende Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars und Hotels. Die App stellt daraus ein taggenaues Programm zusammen. Inklusive der Öffnungszeiten von Museen oder anderen Sehenswürdigkeiten. Und sie kann in vielen Fällen sogar noch mehr. Denn Multimedia-Inhalte sind ebenfalls hinterlegt. So werden Sehenswürdigkeiten nicht nur auf dem digitalen Stadtplan angezeigt, sondern auch erklärt. Sie bekommen gewissermaßen den Fremdenführer gleich mitgeliefert.
Wer es dagegen noch etwas moderner mag, kann sich für eine Navigations-App mit Augmented Reality, wie zum Beispiel „AR GPS DRIVE/WALK NAVIGATION“ oder „NAVIGON“, entscheiden. Hier hat der Nutzer auch die Möglichkeit, seine Umgebung als Echtzeitaufnahme im Display seines Smartphones zu sehen. Diese wird dann mit Pfeilen und anderen Wegmarkierungen versehen, sodass eine Orientierung noch leichter fällt. Doch Vorsicht: Die Nutzung verbraucht viel Energie, sodass der Akku schnell leer werden könnte.
Überhaupt ist der Akku vielleicht der entscheidende Grund für anspruchsvolle Wanderer und professionelle Outdoor-Aktive, sich doch für ein echtes GPS-Gerät zu entscheiden. Denn die Navigation mit GPS verbraucht viel Energie. Natürlich kann man einen Zweitakku für sein Smartphone mitnehmen oder auch eine sogenannte Powerbank zum Laden verwenden. Aber reine GPS-Geräte bieten oftmals nicht nur mehr Leistung, sondern punkten zudem mit besserem Empfang und trotzen Wind und Wetter. Wer allerdings kein längeres Abenteuer in der Wildnis sucht, ist mit einem Smartphone und der Navigations-App seiner Wahl bestens versorgt.
Doch wie geht man im täglichen Gebrauch vor, wenn man die App erst einmal installiert hat und gerne wissen möchte, wie man weiterkommt? Am einfachsten lässt sich das alles mit „Google Maps“ erklären.
1. Den eigenen Standort herausfinden
Nichts einfacher als das: Kaum öffnet man die App auf seinem Smartphone, schon bekommt man seine Position und eine Karte der Umgebung angezeigt. Natürlich sollte man die GPS-Funktion an seinem Mobilfunkgerät vorher aktiviert haben.
2. Das Ziel eingeben
Und die Navigation starten. Das war’s auch schon. Den Rest macht die App, ähnlich wie man das vom Navigationssystem aus dem Auto gewohnt ist. Geben Sie dazu einfach Ihren Zielpunkt ein und wählen das Symbol für Fußgänger. Die App zeigt Ihnen nun verschiedenen Routen an. Zusätzlich wird die Zeit angezeigt, die Sie voraussichtlich für die jeweilige Strecke benötigen. Wählen Sie selbst, welche Route Ihnen am besten gefällt. Starten Sie dann ganz einfach die Navigation und die App sagt, welchen Weg Sie einschlagen sollten und wann Sie voraussichtlich Ihr Ziel erreichen. Am unteren Rand der App steht Ihnen per Klick eine Wegbeschreibung zur Verfügung, die alle Richtungswechsel und Wegpunkte anzeigt und so einen guten Überblick liefert. Den gibt Ihnen Google Maps, sobald Sie die Zieladresse eingegeben haben. Dann haben Sie nämlich die Möglichkeit, im unteren, leicht versteckten Bereich, alles über die Umgebung dort zu erfahren. So können Sie sich beispielsweise Einkaufsmöglichkeiten, Geldautomaten und Restaurants, die in der Nähe Ihres Zielpunkts liegen, anzeigen lassen.
Wer keine Lust hat, die ganze Zeit auf sein Handy oder sein Navigationsgerät zu starren, hat immer noch zwei andere Möglichkeiten. Die sind so einfach und techniklos, dass sie scheinbar aus der Zeit fallen. Man kann zum Beispiel einfach mal wieder auf sein Kommunikationsgerät verzichten und stattdessen direkte Kommunikation betreiben. Kurz, Handy aus der Hand und Passanten fragen. Mit etwas Glück erwischt man sogar einen ortskundigen Einheimischen. Vielleicht findet man sogar einen freundlichen Menschen, der neben dem richtigen Weg noch den ein oder anderen zusätzlichen Ratschlag parat hat – oder zu einem kleinen Plausch bereit ist.
Und dann gibt es da immer auch noch die Möglichkeit für Müßiggänger. Warum nicht einfach ein wenig durch die Straßen flanieren? Sich treiben lassen und die Augen offenhalten, was die Welt so für einen bereithält. Kaum lässt man sich auf diese Erfahrung ein, stellen sich andere Erlebnisse ein: Man hat plötzlich ganz viel Zeit und ist wesentlich entspannter unterwegs. Der Weg ist das Ziel. Und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken!
Matthias Hausmann • 15. November 2024