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Nachhaltig und gut essen müssen keine Gegensätze sein, wie zum Beispiel so manches Gemüse beweist.

Foodsharing: Gutes essen und gleichzeitig Gutes tun

Erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt, um Genuss und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen


Matthias Hausmann|6. Januar 2021

Allein in Deutschland werden jedes Jahr 18,4 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Und das obwohl das Thema Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft – so scheint es zumindest – immer wichtiger wird. Aber, dass es auch anders geht beweisen viele Initiativen. Wir zeigen Ihnen, welche das genau sind und wie Sie mitmachen können.

Stellen Sie sich das einmal bildlich vor: Unglaubliche drei Millionen ausgewachsene, afrikanische Elefanten kommen gleichzeitig auf Sie zu. Das ist äußerst unwahrscheinlich, zumal es derzeit nur einen Gesamtbestand von rund 600.000 afrikanischen Elefanten gibt. Aber genauso gewaltig wie diese Vorstellung, ist die Masse an Lebensmitteln die jährlich im Müll landet. Denn das Gewicht dieser Elefantenherde entspricht in etwa den über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln, die jedes Jahr weggeschmissen wird. Die Tatsache, dass heutzutage immer noch so immens viele Lebensmittel verschwendet werden, hat vielerlei Gründe. Und daran ist sicher nicht nur der Verbraucher „schuld“. Es ist vielmehr das Zusammenspiel von Landwirtschaft, Handel, Hersteller und Verbraucher, das die Zahl dermaßen nach oben treibt. Aber wie auch immer die Verteilung ist, die Auswirkungen sind dabei enorm: Denn die Lebensmittelverschwendung bedeutet leider auch eine extreme Ressourcenverschwendung. Gleichzeitig strapaziert das unnötige Wegwerfen von Essen natürlich auch unser Klima. Denn Lagerung, Kühlung, Transport, Treibhausgasemissionen und Entsorgung tun ihr Übriges in Sachen Klimagasausstoß. Dabei wären um die zehn Millionen Tonnen an Verlust vermeidbar (was mehr als 1,7 Millionen Elefanten entspräche). Damit sich das ändert, können Sie als Verbraucher selbst aktiv werden.

Foodsharing – geteiltes Essen ist doppelt so lecker

Bei uns in Deutschland ist Foodsharing die größte Initiative gegen Lebensmittelverschwendung. Mehr als 25.000 Freiwillige haben gemeinsam mit über 3.000 Betrieben bereits mehr als achteinhalb Millionen Kilogramm an Lebensmitteln vor dem Mülleimer bewahrt. Um genau zu sein 8.513.110 Kilogramm. Das Konzept dahinter ist denkbar einfach und jeder kann mitmachen: Sobald Sie sich bei Foodsharing angemeldet haben, können Sie direkt aktiv werden. Denn hier gibt es die virtuellen Essenskörbe. In diese können Sie zum Beispiel Übriggebliebenes von der letzten Familienfeier legen. Auf einer Übersichtskarte sieht die Community jeden angebotenen Korb. Hat jemand Interesse an ihren Lebensmitteln, kann er sich direkt bei Ihnen melden, um einen Abholzeitpunkt und den Ort zu vereinbaren. Andersrum können Sie natürlich auch von den virtuellen Essenskörben anderer User profitieren. Darüber hinaus können Sie über die Plattform überschüssige Lebensmittel von kooperierenden Unternehmen abholen. Entweder Sie verwenden diese selbst oder geben sie an Suppenküchen, Bahnhofsmissionen oder andere gemeinnützige Organisationen weiter.

In unserer Region gibt es spezielle Höfe, die vom Anbau bis zum Verkauf keine Lebensmittel verschwenden. Wer hier beispielsweise seine Tomaten kauft, isst besonders nachhaltig.
In unserer Region gibt es spezielle Höfe, die vom Anbau bis zum Verkauf keine Lebensmittel verschwenden. Wer hier beispielsweise seine Tomaten kauft, isst besonders nachhaltig.

Zu gut für die Tonne – für mehr Wertschätzung und Nachhaltigkeit

Nicht nur private Initiativen wie Foodsharing haben der Lebensmittelverschwendung den Kampf angesagt, sondern auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Die Initiative „Zu gut für die Tonne“ setzt sich für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln ein und gibt auf der gleichnamigen Website beispielsweise wertvolle Tipps zur korrekten Lagerung. Hinzukommen diverse Mitmachaktionen sowie die sogenannten Reste-Rezepte. Hier erklären Sterneköche, Hobbyköche und prominente Kochpaten wie Daniel Brühl, Sarah Wiener oder Johann Lafer, wie man aus Übriggebliebenem ganz einfach etwas Leckeres zaubern kann. Die Rezeptefinden Sie auch in einer praktischen App.

Nachhaltig einkaufen bei The Good Food

In unserer Nachbarstadt Köln gibt es seit 2014 The Good Food. Getreu dem Motto „Abgelaufen ist nicht schlecht“ werden in diesem Geschäft genießbare Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum angeboten. Aber auch Obst und Gemüse mit sympathischen Schönheitsfehlern finden ihren Weg in die Regale des Kölner Start-Ups, das mittlerweile schon zwei Standorte hat. Falls Sie also zufällig einmal im Kölner Agnesviertel oder im Szeneviertel Ehrenfeld unterwegs sind, tätigen Sie Ihren Wocheneinkauf doch einfach mal hier. Das Beste: Sie entscheiden selbst, wie viel Ihnen die Ware noch Wert ist.

RESQ Club – oder Genuss und Nachhaltigkeit im Einklang

Mithilfe von RESQ können Verbraucher und Restaurants jetzt Essen vor der Mülltonne retten. Zusammen mit mehr als 110 engagierten Partnern in Düsseldorf, Köln und München, bietet der RESQ Club seinen Kunden gutes und günstiges Essen in unmittelbarer Umgebung an. Und es funktioniert kinderleicht: Sie brauchen nur die RESQ-App zu öffnen oder die Webseite zu besuchen. Hier finden Sie die aktuellen Essensangebote der Restaurants, Cafés oder Hotels in Ihrer Nähe. Übriggebliebene Gerichte werden hier für kleines Geld angeboten. So sind seit 2016 mit Hilfe dieser Initiative bereits rund 150.000 Essensportionen in hungrigen Mägen und nicht in der Mülltonne gelandet.

Vom Feld auf den Teller – der Gertrudenhof machts möglich

Der Gerturdenhof in Hürth bei Köln legt großen Wert auf nachhaltigen und vielfältigen Anbau. Die Betreiber des Hofes haben es sich zur Aufgabe gemacht, vom Anbau bis zum Verkauf keine Lebensmittel zu verschwenden. Anders als eigentlich üblich, sortiert der Betrieb sein Obst und Gemüse nicht nach Größe und Aussehen. Heißt: krummes Obst und Gemüse wird nicht ausrangiert, alles landet im eigenen Hofladen. Wenn Sie also mal in der Nähe sind und ein Faible für Obst und Gemüse mit dem gewissen Extra haben, statten Sie dem Gertrudenhof einen Besuch ab. Und falls Sie Kinder haben, nehmen Sie die am besten gleich mit. Auf dem Hof kann der Nachwuchs beispielsweise selbst Kartoffeln ausgraben, um ein besseres Gefühl für den Wert von Lebensmitteln zu bekommen.

Da kommt nichts weg – praktische Tipps für den Alltag

Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt ist dank lokaler und saisonaler Spezialitäten besonders fair und nachhaltig
Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt ist dank lokaler und saisonaler Spezialitäten besonders fair und nachhaltig.

Die vielen tollen Initiativen heutzutage bieten uns Verbrauchern beste Möglichkeiten, ganz einfach verantwortungsvoller mit Lebensmitteln umzugehen. Manchmal hat es aber schon einen sehr großen Effekt, einfach mal seine täglichen Gewohnheiten zu hinterfragen. Das erste Stichwort ist Planung. Denn so gut Spontaneität in vielen Lebenslagen auch sein mag, ein Einkauf sollte gut geplant sein. Ein Einkaufszettel ist also das A und O, denn wer spontan kauft, kauft oft doppelt. Planen Sie am besten im Voraus, was Sie wann essen möchten und kaufen Sie so nur das, was Sie wirklich dafür benötigen. Aber sind wir mal ehrlich: Auch bei der besten Planung kann mal etwas schief gehen. Dann ist Kreativität gefragt. Denn überreifes Obst beispielsweise lässt sich bestens zu Kompott, Marmelade oder im Kuchen verarbeiten. Einzelne übriggebliebene Möhren machen sich in Stiften geschnitten wunderbar als leckerer und kalorienarmer Snack am Abend und auch ein paar kleine Oliven haben noch keiner Tomatensauce geschadet.

Fazit – Gutes essen und Gutes tun kann ganz einfach sein. Der Lebensmittelverschwendung aktiv entgegenzuwirken, ist heutzutage einfacher denn je. Sei es als aktiver Teil einer Initiative, als Nutzer von speziellen Essensangeboten der lokalen Restaurants oder einfach als verantwortungsbewusster Konsument. Die vielfältigen Möglichkeiten machen es heute jedem ganz leicht, seinen ganz persönlichen Teil gegen die Verschwendung beizutragen.

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