Im „Düsseldorfer System“ ist Abfall ein Rohstoff: Aus ihm wird Strom und Fernwärme gewonnen.
Alles, was kein Plastik-, Papier-, Glas- oder Biomüll ist, landet im Restmüll – und der Restmüll in der Müllverbrennungsanlage. Wie nicht recycelbarer Abfall zum Rohstoff für die Strom- und Wärmeerzeugung wird und welche Vorteile die Müllverbrennung mit sich bringt, erfahren Sie im Folgenden.
In Deutschland fallen jedes Jahr rund 400 Millionen Tonnen Haus- und Gewerbemüll an – ein Großteil davon sind Verpackungen aus Papier, Kunststoff oder Glas. Auch wenn die Vermeidung von Verpackungsmüll immer stärker in den Vordergrund rückt, wird unsere Welt auf absehbare Zeit nicht abfallfrei werden. Umso wichtiger ist es, die im Müll enthaltenen Wertstoffe zu recyceln und so die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Für nicht recycelbare Abfälle wird die Müllverbrennung eingesetzt. Bei dem nachhaltigen Verwertungssystem geht es darum, aus Restmüll umweltfreundlich Strom und Wärme zu erzeugen. Zudem reduziert sich die Abfallmenge dadurch auf ein Minimum – das entlastet die Deponien.
Seit 1843 sind die Stadtwerke Düsseldorf für die Landeshauptstadt am Werk. Als kommunaler Energieversorger orientiert sich unser Handeln an den Bedürfnissen der wachsenden Stadt und den Anforderungen an ein klimaneutrales Düsseldorf bis 2035. Ein fester Bestandteil unserer Strategie ist die Müllverbrennungsanlage in Flingern. Sie ist seit über fünfzig Jahren für die Düsseldorfer Abfallentsorgung im Einsatz und gehört zu den klimafreundlichsten Anlagen in Europa.
Die sechs Kessel der Müllverbrennungsanlage arbeiten nach dem „System Düsseldorf“ – einem von den Stadtwerken Düsseldorf entwickelten Verfahren der Walzenrostfeuerung. Der Abfall wird auf sechs treppenförmig angeordneten Metallwalzen von oben nach unten durch den Verbrennungsraum transportiert. Aufgrund seiner hohen Effizienz wird das Verfahren inzwischen weltweit eingesetzt.
Ziel der Müllverbrennung ist es, Abfall so zu behandeln, dass die darin enthaltenen Stoffe keine oder eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Umwelt bewirken. Um das zu erreichen, wird der angefallene Müll vom Verbraucher getrennt, durch die AWISTA gesammelt und in kurzen Wegen zur Müllverbrennungsanlage transportiert. Danach erfolgt eine Konditionierung der Abfälle: Der Müll wird im Müllbunker angehäuft und durchmischt, um daraus einen optimalen Brennstoff zu erzeugen. Ergänzend werden dem angelieferten Restmüll nicht wiederverwertbare Anteile aus dem Sperrmüll zugesetzt.
In der Müllverbrennungsanlage in Flingern sind drei Greifer in Betrieb, die den Abfall im Müllbunker aufnehmen – wie bei einem Spielzeugautomaten auf dem Jahrmarkt, der sich Kuscheltiere krallt. Die Greifer werden mithilfe von drei Kränen über dem Müllbunker geführt und stellen sicher, dass der Müll in einen der sechs Mülltrichter der jeweiligen Kessel gelangt und von dort aus in den Verbrennungsraum rutscht. Für die Verbrennung muss nur wenig zusätzliche Energie zugeführt werden. Der Restabfall entzündet sich bei Temperaturen um die 1.000 Grad ganz von allein. Allerdings wird bis dahin für die Erstbefeuerung kurzfristig zusätzlich Brennstoff benötigt.
Effiziente und umweltschonende Energieversorgung funktioniert gut mit Fernwärme. Durch die Kopplung von Kraft und Wärme werden Emissionen eingespart und das Klima geschützt. Viele Düsseldorfer Stadtteile sind bereits an unser Fernwärmenetz angeschlossen. Erfahren Sie hier mehr zum Thema!
Die Müllverbrennung stellt ein nachhaltiges Verwertungssystem dar, das die angelieferten Abfälle umweltschonend entsorgt und dabei die im Müll enthaltene Energie clever nutzt. Die bei der Müllverbrennung entstehende Hitze erwärmt das durch ein Rohrsystem geleitete Wasser. Der dabei entstehende Wasserdampf strömt in die Turbine, wo er die Turbinenläufer in Rotation versetzt. Die Drehbewegungen treiben einen stromerzeugenden Generator an – so wird aus Wärmeenergie elektrische Energie.
Der Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist und versorgt die angeschlossenen Haushalte. Wird aus der Turbine Dampf ausgekoppelt, heizt er das Wasser im Fernwärmekreislauf auf. So deckt die moderne Müllverbrennungsanlage in Flingern mittels Kraft-Wärme-Kopplung rund 10 Prozent des privaten Strombedarfs und rund zwanzig Prozent des Fernwärmebedarfs unserer Landeshauptstadt ab. Doch was geschieht mit dem verbrannten Abfall?
Der Abfall verbrennt zu Rostasche. Sie besteht überwiegend aus mineralischen Anteilen und enthält wertvolle Metalle, die mithilfe innovativer Recyclingkonzepte zurückgewonnen werden – das schont natürliche Ressourcen und trägt zum Klimaschutz bei. Von einer Tonne Müll bleibt am Ende nur ein Drittel übrig: 15 Kilo Abfall, der entsorgt werden muss, 60 Kilo Flugasche, die überwiegend im Bergbau weiterverwendet wird und rund 250 Kilo Rostasche, die zum Großteil im Straßenbau genutzt wird. Das zeigt: Die Müllverbrennung kommt der Umwelt in mehrfacher Hinsicht zugute.
Die Aussicht von der Kran-Kanzel auf den Müllbunker ist beeindruckend – von dort aus schauen die Mitarbeiter:innen der Müllverbrennungsanlage in einen tiefen Abgrund, in dem sich ein riesiger Berg an Restmüll befindet. Einen exklusiven Einblick in die Abläufe der Müllverbrennung gewährt uns Herr Gerhard Hansmann, der Leiter der Müllverbrennungsanlage.
Durch eine richtige Mülltrennung der verschiedenen Abfälle unterstützen Sie den Recyclingprozess – und schützen die Umwelt. Wir erklären Ihnen, wie Sie Ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen.
Wind und Sonne als erneuerbare Energie und die Müllverbrennung ergänzen sich zu einem nachhaltigen Energiemix der Zukunft. Darauf setzten die Stadtwerke Düsseldorf mit ihrer „Sektorenkopplung“. Das ist die intelligente Verknüpfung unterschiedlicher Energieanwendungen wie Strom, Wärme, Mobilität und Entsorgung. Eine solide Basis, um künftig die Energieinfrastruktur mit zunehmend mehr regenerativen Energiequellen auszustatten – für eine saubere Strom- und Wärmeversorgung.
Die Müllverbrennung ist bereits ein wichtiger Bestandteil der klimaschonenden Energiegewinnung. Damit das so bleibt, wird die Müllverbrennungsanlage in Flingern stetig revidiert. Durch die clevere Einbindung von Technik und Standortvorteilen – die zentrale Lage ermöglich kurze Transportwege – entwickeln wir nachhaltig die Infrastrukturen unserer Stadt. Perspektivisch kann die Müllverbrennungsanlage noch wertvoller für Düsseldorf werden, wie etwa durch den Einstieg in die grüne Wasserstofferzeugung als Baustein der Elektromobilität. Durch die stoffliche Verwertung von Müll entsteht klimafreundlicher Treibstoff, der weitere nachhaltige Handlungsoptionen eröffnet.