Ein Gespräch über Immobilienkonzepte der Zukunft mit Dr. Werner Fliescher von Haus & Grund
Hoch oben im Stadttor, mit bestem Blick über die Dächer des Zukunftsviertels Unterbilk | Friedrichstadt, haben wir uns mit Dr. Werner Fliescher, dem Vorstand des „Haus & Grund Düsseldorf und Umgebung e. V.“ getroffen. Im Gespräch gibt er Ihnen und uns einen Ausblick auf die Themen, die die städtische Lebensqualität in der Zukunft prägen werden.
Die Stadt Düsseldorf hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dazu leisten die Stadtwerke Düsseldorf schon heute wichtige Beiträge. Im Zukunftsviertel Unterbilk | Friedrichstadt werden gemeinsam mit den Bewohnern auf fünf Gebieten zukunftsweisende Technologien getestet, von denen später die ganze Stadt profitieren soll.
Höhere Effizienz durch Digitalisierung – z. B. intelligente Straßenlaternen, die von den Lichtverhältnissen gesteuert werden.
Verknüpft mit ÖPNV und Carsharing – von Schnellladesäulen für E-Autos bis zu Mobilitätsstationen für E-Scooter und Fahrräder.
Bewohner stellen selbst Energie her – erneuerbar. Die neuesten Solarsysteme erzeugen Strom auf Dächern und sogar Hausfassaden.
Fernwärme wird ausgebaut. Sie ist sicher, unkompliziert und klimafreundlich – und kann mit bestehenden Heizkörpern und -rohren genutzt werden.
Energie sparen, ohne auf Komfort zu verzichten. Wir identifizieren gemeinsam mit den Bewohnern Einsparpotenziale und erarbeiten Lösungen nach Maß.
Als Vereinsvorstand von „Haus & Grund Düsseldorf“ ist Dr. Werner Fliescher genau der richtige Gesprächspartner, wenn es um das Zukunftsviertel Unterbilk | Friedrichstadt geht. Zeit für ein Interview über urbane Lebensqualität.
Hauseigentümer sollten sich ihr Objekt ansehen und zunächst einmal mit einem Experten der Verbraucherzentrale oder der Stadtwerke, alternativ mit einem Energieberater (Link Energieberater) oder einem spezialisierten Architekten herausfinden, an welchen Stellen am sinnvollsten mit energiesparenden Maßnahmen begonnen werden kann. Hier empfiehlt sich beispielsweise die SAGA, die Serviceagentur für Altbausanierung, zu deren Netzwerkpartnern wir bereits seit deren Gründung im Jahre 2004 gehören. Die SAGA ist ein Verein der Verbraucherzentrale, der Stadt Düsseldorf und der Stadtwerke. Insbesondere wenn Fördermittel in Anspruch genommen werden, ist eine entsprechende Beratung ein Muss.
Wir begleiten unsere Mitglieder mit Bauberatungen durch einen Architekten und einen vereidigten Sachverständigen. Darüber hinaus arbeiten wir mit der SAGA zusammen. Die dortigen Fachberater helfen bei Förderanträgen der Stadt Düsseldorf, der KfW und der BAFA. Wir selbst beraten unsere Mitglieder natürlich auch zu allen rechtlichen Themen rund um die Sanierung: Werkverträge und Mängel bei Bauleistungen, öffentliches Baurecht, mietrechtliche Themen bei Modernisierungen, Kaufverträge von Immobilien.
Eine gute Dämmung des Gebäudes ist ein deutlicher Komfortvorteil für die Nutzer und hilft nicht nur bei Kälte, sondern auch gegen die zunehmende sommerliche Hitze, die in Städten besonders hoch ist. Darüber hinaus werden die Energiekosten für fossile Energieträger zukünftig durch die Ökosteuer weiter steigen. Die aktuellen Pläne werden wahrscheinlich nur der erste Schritt für weitere Steuererhöhungen sein. Vor diesem Hintergrund senken Maßnahmen zur Gebäudedämmung wie auch die Umstellung des Heizsystems zukünftig die Heizkosten.
Darüber hinaus führen weniger Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger dazu, dass sich die Luftqualität in den Städten verbessert. Dadurch ist insgesamt eine Steigerung von Immobilienwerten möglich.
Als Kunde der Stadtwerke Düsseldorf unterstützen wir Hausbesitzer bei Modernisierungen wie Solaranlagen, Wärmepumpen, Durchlauferhitzer und Dämmvorhaben finanziell – natürlich auch, wenn sie woanders wohnen.
Derzeit ist für die Mieter entscheidend, wie hoch die Heizkosten in einem Objekt sind. Eine gute Dämmung und die Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärmegewinnung kann zu geringeren Heizkosten führen und damit zu einer attraktiven, niedrigen Nebenkostenvorauszahlung. In der Zukunft könnte ich mir vorstellen, dass der ökologische Fußabdruck eines Gebäudes bei der Entscheidung für eine Wohnung durchaus eine Rolle spielen wird.
Der vor den Stadtwerken gewählte Quartieransatz ist meiner Meinung nach hervorragend geeignet, um das Thema Energieeffizienz, Digitalisierung bei der Energieversorgung, energetische Sanierung von Gebäuden und erneuerbare Energien in den Köpfen der Anwohner zu verankern. Mit der Fokussierung auf ein Quartier geben die Stadtwerke allen Beteiligten die Möglichkeit, die Effektivität und den Erfolg der Maßnahmen vor Ort zu überprüfen.
Ich selbst bewohne ein Haus, das mit einer Wärmepumpe beheizt wird und eine Photovoltaikanlage hat. Ich habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Die Heizkosten und Warmwassererwärmungskosten sind sehr gering, die Zugerscheinungen an den gut isolierten Scheiben und Wänden sind gleich Null, was einen erheblichen Komfortgewinn darstellt. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt ständig für frische Luft, die schon erwärmt ist, und die auf dem Dach montierte Photovoltaikanlage erzeugt mehr Strom, als wir zum Heizen und für den Haushalt benötigen.
Sie wollen mehr über das Projekt erfahren? Hier finden Sie alle Infos zum Zukunftsviertel – und seit Neuestem hält Sie auch ein News-Bereich über die Fortschritte in Unterbilk | Friedrichstadt auf dem Laufenden.
Der Immobiliensektor ist der einzige Sektor, der bereits 2014 – nach Berechnungen des Umweltbundesamtes – die geplanten CO2-Einsparungen für 2020 (40 % bezogen auf 1990) übertroffen hat. Dies war eine Kraftanstrengung, die Eigentümer und Mieter gemeinsam gestemmt haben.
Einen klimaneutralen Gebäudebestand wird man zudem nicht zum Nulltarif erhalten können. Zusätzlich bestehen derzeit Probleme, geeignete Fachhandwerker zu finden. Die Wartezeiten sind lang. Und im Mietrecht muss es in Hinblick auf Modernisierungen Verbesserungen geben wie etwa die Korrektur von Fehlern beim Ausspruch von Modernisierungsmieterhöhungen.
Aber: Eine vorbildliche energetische Sanierung sorgt für nachhaltige Wertsteigerung und erleichtert auf jeden Fall den Verkauf einer Immobilie.
Fernwärme ist platzsparend, zuverlässig, in der Handhabung bequem und benötigt bei geringer Störanfälligkeit kaum Wartung. Und weil sie dazu noch besonders klima- und umweltfreundlich ist, unterstützt die Stadt ab sofort neue Fernwärmeanschlüsse im Modellquartier Unterbilk | Friedrichstadt mit einer Aktionsförderung von bis zu 4.000 Euro pro Antragsteller.
Ein zentrales Thema ist die sommerliche Hitze in der Stadt und der Schutz davor. Wesentlich ist aber auch der Erhalt eines liebens- und lebenswerten Düsseldorfs mit seinen etablierten Strukturen in den Stadtteilen bei gleichzeitigem Wachstum der Stadt.
Nachhaltigeres Bauen mit innovativen Baustoffen, die besser recycelt werden können und die bei der Produktion weniger CO2 verursachen, ist ebenso wichtig. Genauso wie die Senkung der Baukosten – durch das Abschaffen von Bürokratie und überflüssigen Vorschriften.
Ich vertraue da sehr auf die Menschen in Deutschland und die Immobilieneigentümer, die schon jetzt viel erreicht haben. Das ganze Thema Energiewende sollten wir mit Vernunft und rationalem Handeln angehen. Hysterie ist fehl am Platz, zumal noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist. Eine Energiewende gelingt nur, wenn wir alle dauerhaft und stetig an dem Thema arbeiten. Dies gilt speziell für Gebäude, bei denen der Lebenszyklus der Bauteile sehr lang ist.
Matthias Hausmann • 15. November 2024
Matthias Hausmann • 4. Oktober 2024