Wer etwas gegen das Bienensterben tun möchte, bastelt Samenbomben und pflanzt Wildbienenblumen oder wird Hobbyimker.
Wer Bienen rettet, hilft sich selbst. Denn als Bestäuber produzieren Bienen unser Obst und Gemüse mit. Doch fast 300 der 560 heimischen Wildbienenarten drohen auszusterben. Fehlen Bienen ganz, wird es auch eng für uns. Dabei ist es einfach, Bienen zu helfen oder sie zu halten – mit Samenbombe, Nisthilfe, Naturgarten oder Bienenstock, sogar auf dem Balkon.
Die Bienen sind in Gefahr: Krankheiten, Monokultur und Pestizide bedrohen sie. Auf dem Land finden sie nicht mehr den ursprünglichen Reichtum an Blüten. Der Bestand an Wildbienen und Insekten ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Sind die Bienen verschwunden, kämpfen auch etliche Pflanzen, Käfer und Vögel ums Überleben.
Auf der anderen Seite gibt es zum Glück einen Bienentrend, der auch Düsseldorf erfasst hat. Gab es 2006 im Rheinland ca. 5.300 Imker, waren es 2017 über 9.200. Es gibt neben der Imkerei viele Möglichkeiten, auch in der Stadt zur Rettung von Honig- und Wildbienen beizutragen. Das Engagement für die fleißigen Wildbienen liegt voll im Trend: Während sich in Bayern per Volksentscheid 1.745.383 Personen für die Bienen starkmachen, kommen auch immer mehr Düsseldorfer auf die Biene. Einige wählen Imkerei als Hobby, unzählige Menschen helfen Bienen mit Insektenhotels und Achtsamkeit. Jede Geste zählt – wir zeigen, was man tun kann.
Wildbienen sind keine ausgewilderten Honigbienen – Wildbienen nennt man alle Bienenarten außer der Westlichen Honigbiene, die meistens gemeint ist, wenn man im Alltag von Bienen spricht. Wer kennt schon Tierchen namens „Weiße Bindenpelzbiene“, „Zahntrost-Sägehornbiene“ oder „Schmallappige Schienenbiene“ ? Wildbienen unterscheiden sich im Erscheinungsbild deutlich: Mal nackt und glatt, mal puschelig behaart, sind sie zwischen 1,3 Millimetern (!) und 3 Zentimetern groß. Sie sind übrigens noch friedfertiger als Honigbienen und der Stachel vieler Arten schafft es nicht mal, die menschliche Haut zu durchdringen.
Die meisten Arten von Wildbienen leben nicht wie Honigbienen in einem organisierten Staat zusammen, sondern als Solitärbienen, die sich allein durchschlagen und nach der Paarung in kleinen Erdlöchern, Totholz oder abgestorbenen Pflanzenteilen nisten. Ihnen kann man helfen, indem man für sie Lebensraum und Nistplätze schafft und erhält. Von kleiner Geste bis Bienenhaltung kann man vieles für Bienen tun.
Honigreste in Altglascontainern locken Bienen an. Sie können Bienenkrankheiten einschleppen und übertragen, wenn Tiere gerade im Spätsommer vom Honigduft zu den Containern gelockt werden. Der kleinste Beitrag zur Bienenrettung ist also, Honiggläser heiß zu spülen, bevor man sie zum Altglas bringt. Da die Einschleppungsgefahr besonders bei Importhonig besteht, der oft aus Südamerika kommt, sollte man Honig aus der Region vorziehen.
Weil viele Wildbienen auf Blüten einer bestimmten Pflanzenart oder -gattung spezialisiert und angewiesen sind, haben sie es besonders schwer. Sie können nicht auf andere Pflanzen als Nahrungsquelle ausweichen. Staaten bildende Bienen wie Hummeln dagegen sind eher unkomplizierte Allesesser. Aber auch sie müssen Blüten finden, deren Nektar reichlich vorhanden und gut erreichbar ist. Einige Wildbienenarten vertilgen auch Blattläuse und bauen sie in ihre Brutkammern ein.
Wer Pflanzen säen oder erhalten möchte, die Bienen Nahrung bieten, kann und sollte für Gegend, Garten oder auf dem Balkon …
bienenfreundliche Pflanzen wählen – wie zum Beispiel Lavendel, Glockenblume, Löwenzahn, Wiesenschaumkraut, Lupine, Sonnenblume, Distel, Weidengewächse, Wilde Möhre, Ringelblume, Gänseblümchen, Borretsch, Himbeeren, Kapuzinerkresse, Löwenmäulchen, Tagetes, Lungenkraut und Klee, Aster, Heidekraut und Huflattich.
mit Küchenkräutern ein Bienenparadies schaffen, denn Thymian, Rosmarin, Oregano, Dill, Zitronenmelisse, Koriander, Salbei, Minze, Majoran, Bohnenkraut und Schnittlauch schmecken auch Bienchen.
unbedingt Biogärtnereien unterstützen und unbehandelte Pflanzen bevorzugen, denn Neonikotinoide sind für Bienen gefährlich: Das Insektizid verändert ihre Geschmackswahrnehmung und vermindert ihr Lernvermögen.
heimische Pflanzenarten hochgezüchteten Sorten vorziehen, denn beim Züchten verlieren Blumen oft an Pollen, Nektar oder Duft.
bei nicht heimischen Arten kommen Bienen „baulich bedingt“ nicht immer auch an den Stempel.
Blumen mit gefüllten Blüten meiden, denn sie bieten weder Nektar noch Pollen.
Wildpflanzen säen, pflegen und dulden.
auf Pflanzenschutzmittel im eigenen Garten verzichten.
bewusst Spätblüher pflanzen, die Bienen und Hummeln noch spät im Jahr ernähren.
Da Bienen auch Wasser benötigen, kann man ihnen auch mit einem flachen Schälchen als Tränke helfen. Wenn man flache Steine reinlegt, ertrinken die Bienen nicht beim Trinken.
Für alle, die sich für die große Vielfalt bedrohter Wildbienen interessieren, hat die Wuppertaler Designerin Anja Eder ein Buch mit Tipps und vielen Fotos geschaffen. Es führt Wildbienenhelfer und alle, die es noch werden wollen, anschaulich durch die Wildbienensaison, stellt Wildbienenarten vor und erklärt, welche Pflanzen ihnen Nahrung bieten.
Bienenfürsorge und Guerilla Gardening in einem: Wer weder Balkon noch Garten hat, kann Samenbomben in der Umgebung verteilen und sich später freuen, wenn bunte Blumen Verkehrsinseln und ödes Brachland in farbenfrohe Bienenparadiese verwandeln. Samenbomben mit Blumen, die Bienen lieben, kann man selbst machen oder kaufen.
Wer aufs Selbermachen setzt, benötigt Blumensamen, torffreie Blumenerde (oder Kräuteraufzuchterde), Heilerde und Wasser. Die Zutaten werden gemischt, zu Kugeln geformt und getrocknet. Als Samen empfehlen sich bienenfreundliche Saatmischungen, am besten aus Biogärtnereien.
Die Samenbomben brauchen nur ein Fleckchen Erde und etwas Sonnenlicht, der nächste Regen aktiviert sie. Bienenfreundliche Samenbomben sind ein schönes Geschenk oder Mitbringsel für nette Menschen, die schon alles haben.
Hier erfahren Sie, wie das funktioniert und wie Sie sogar Kinder dafür begeistern können.
Eine Biene oder Hummel, die leblos wirkt und nicht wegfliegt, ist wahrscheinlich erschöpft oder ausgehungert. Besonders unter Linden findet man oft hungrige Bienen, denn Linden sind als Spätblüher oft die letzte verbleibende Nahrungsquelle – ihr Nektar reicht aber nicht für alle hungrigen Wildbienen und so kommt es gerade unter Linden oft zum Massensterben.
Insektenhotels für Garten, Balkon oder Hauswand bieten Bienchen verschiedener Art und Größe eine geschützte Unterkunft zum Nisten. Man kann ein Bienenhotel kaufen oder selbst bauen. Man muss nur einige Dinge beachten:
Als Nistplatz im Insektenhotel eignen sich Stängel und Röhren oder Holzstücke mit Bohrungen. Sie müssen mindestens 5 cm tief und am Ende geschlossen sein, um Bienen einzuladen.
Weil die Bienen ihre Bruthöhlen auch rückwärts betreten, müssen die Eingänge ganz glatt geschliffen sein, überstehende Fasern verletzen die zarten Flügel – das Todesurteil für das Insekt.
Als Basis für ein Bienenhotel eignet sich eine Holzkiste, zum Beispiel eine alte Weinkiste.
Ein Gitter, das mit etwas Abstand vor die Nistmöglichkeiten gesetzt wird, schützt die Brut der Wildbienen vor Räubern wie dem Specht.
Manche kleinen Wildbienen nisten auch gern in toten Stängeln von Brombeeren.
Wer Holzstücke mit Bohrungen statt mit Röhren und Stängeln anbieten will, wählt am besten Hartholz. Weichholz eignet sich nicht. Bohrungen ins Holz sollten immer quer zur Maserung erfolgen, sonst kann sich das Holz aufspalten und Wasser eindringen.
Eine Hummelburg bietet Hummeln passenden Nistplatz: Sie besteht aus einem tönernen Blumentopf mit mindestens 30 Zentimeter Durchmesser, den man umgedreht auf eine rund zwei Zentimeter dicke Schicht mit Holzspänen stellt und ihn locker mit Moos, Holz- oder Nistwolle befüllt. Das Loch am Boden des Topfes dient als Einflugloch.
100.000 Imker versorgen in Deutschland 700.000 Bienenvölker. In Düsseldorf waren es 2011 rund 200 Imker, Tendenz stark steigend. Fast alle Bienenfreunde imkern als Hobby. Wer sich – auch in der Stadt oder sogar in einer Wohnung mit Balkon – dafür entscheidet, Honigbienen zu halten, entscheidet sich für ein faszinierendes Hobby, das ihn für seine Bemühungen mit süßem Honig und natürlichem Wachs belohnt.
Wer die Natur liebt, der setzt auf Ökostrom. Denn die Energie aus Wasser, Wind und Sonne schont endliche Ressourcen und reduziert den Ausstoß an klimaschädlichem CO2.
Urbane Bienenhaltung auf dem Balkon als Kampf gegen das Bienensterben – geht das? Das geht und ist aktiver Umweltschutz. Mit einem jährlichen Arbeitseinsatz ab ca. 20 Stunden aufwärts kann man Stadtbienen gesund und glücklich halten. Eine Bienenbox oder Bienenkiste für den Balkon kann man kaufen oder selbst bauen. Eine solche „Balkonbeute“ kann man wie einen Blumenkasten an die Brüstung hängen, sie funktioniert wie eine Magazinbeute – das sind die Kisten, in denen Imker die Bienen halten. In die Kiste sind Rahmen eingehängt, in die das Bienenvolk nach und nach seine Waben baut und später den Honig einlagert.
Mit einem eigenen Bienenvolk übernimmt man natürlich Verantwortung für immerhin bis zu 50.000 Leben. Wer sich für die Hobbyimkerei interessiert, sollte sich bei einem Imkerverein in der Nähe genauer informieren und prüfen, ob er weiter eintauchen möchte in die traditionsreiche Welt der Imker. Man muss schließlich wissen, was „Schwarmlaune“, „drohnenbrütig“ und „einlogieren“ heißt. Imker sprechen eine eigene Sprache und auch der eigene Kalender muss ein wenig auf die Bienen abgestimmt werden. Wenn sich ein Bienenvolk im frühen Sommer vermehren will, teilt es sich, indem eine Hälfte auf der Suche nach einer neuen Heimat ausschwärmt. Das kann man als Imker verhindern, auch im Sinne einer guten Nachbarschaft. (Wobei Bienen beim Ausschwärmen besonders friedlich sind.) Stadthonig ist übrigens Untersuchungen zufolge nicht stärker mit Schadstoffen belastet als Honig vom Land. Die Bienen kann man übrigens vom Imker kaufen – idealerweise im Frühsommer, wenn sich Naturschwärme bilden. Es gibt dazu auch eine Schwarmbörse.
Stadtbienen darf man überall halten, wo Menschen auch Hunde oder Tauben halten dürfen. Es empfiehlt sich aber natürlich, mit dem Vermieter und/oder den Nachbarn zu sprechen, bevor man sich entscheidet, Bienen im Garten oder auf dem Balkon zu halten. Die Tiere halten sich tendenziell nicht lange in der direkten Umgebung des Stocks auf, sie fliegen eher geradewegs zu ihren Nektarquellen. Bienen werden auch nicht wie Wespen von süßen Speisen angezogen. So merken viele Menschen nicht einmal, dass um sie herum viele Bienen leben. Aber auch nicht, wenn sie fehlen …
Der Imkerverein Apidea Mellifica bietet nicht nur Lehrgänge und wöchentliche Treffen, sondern auch die Möglichkeit, ein Bienenjahr auf Probe zu machen: http://www.imkerverein-duesseldorf.de/
Die Stadtimkerei bietet Imkerkurse und Vorträge und außerdem selbst produzierte Artikel von Honig über Pollen und Propolis bis Imkerkaugummi aus Wachs: https://www.honig-duesseldorf.de/
Das Team von Stadtbienen hat nicht nur die Bienenbox für Balkon und Garten, sondern auch Imkerkurse in Düsseldorf zu bieten: https://www.stadtbienen.org/imkerkurse/duesseldorf/
Eine Bauanleitung für eine Bienenbox Marke Eigenbau ist eine Alternative zur gekauften Bienenbehausung: https://www.bienenkiste.de/doku/bauanleitung/index.html
Man kann nicht nur Honigbienen und Bienenboxen bestellen, sondern sogar Wildbienen kaufen, die in ihren Kokons schlafend geliefert werden: https://beehome.net/
Wer lieber Bienenretter-Pate werden möchte, der wird auf der informativen Website des Bildungsprojektes Bienenretter fündig: https://www.bienenretter.de/pate/