Alles außer Standard – in der Landeshauptstadt baut man seit Jahrhunderten etwas anders
Wenn Sie mit dem Zug nach Düsseldorf kommen, begegnet Ihnen moderne Architektur bereits am Hauptbahnhof. Das markante Empfangsgebäude mit seinem rechteckigen Uhrenturm und der Backsteinlochfassade ist ein schönes Beispiel für den Baustil der Neuen Sachlichkeit – weshalb der Bau trotz umfassender Zerstörungen nach dem Weltkrieg recht originalgetreu wieder aufgebaut wurde.
Von hier aus können Sie auf Entdeckungsreise zur zeitgenössischen Düsseldorfer Architektur-Vielfalt gehen – und zwar in wörtlichem Sinn, da die unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten alle sehr nah beieinander liegen. Einmal quer durch die Stadtteile Friedrichstadt und Unterbilk vorbei an den 16 Stockwerken des Ende der 1990er fertiggestellten Stadttors gelangen Sie zu einer wahren Architekturmeile mit Weltrang.
Die Umwidmung des Zollhafens in einen Yachthafen sowie der Bau des Rheinturms – immer noch das Wahrzeichen Nummer eins der Landeshauptstadt – Anfang der 80er Jahre waren der Startschuss für eine einmalige architektonische Entwicklung, die nun im Medienhafen zu besichtigen ist. Hier reihen sich immer mehr eindrucksvolle Bauwerke aneinander, so etwa:
Mit seinen 17 Stockwerken und der namensgebenden bunten Fassade fällt das Colorium sofort ins Auge. Dabei ist es nicht nur von außen innovativ gestaltet, auch sein innerer Umbau vom Bürogebäude zum Hotel beweist dies. Das Hochhaus des britischen Architekten William Allen Alsop ist mit seiner flexiblen Nutzung auch konzeptionell modern.
Seit seiner Fertigstellung 1999 anvancierte der Neue Zollhof des Stararchitekten Frank O. Gehry sofort zu den meistfotografierten Bauten der Stadt. Vor allem dank der gekrümmten Hauswände gilt das Ensemble als gelungenes Paradebeispiel moderner dekonstruktivistischer Architektur. Dabei erinnert sich kaum noch jemand daran, dass die Ausschreibung für dieses Baulos Anfang der 90er eigentlich einem Entwurf Zaha Hadids zugesprochen wurde, der nur nie realisiert werden konnte.
Zeitgenössische Bauwerke müssen nicht immer in die Höhe wachsen, damit sie spektakulär anzusehen sind. Der so genannte Wolkenbügel im Medienhafen legt davon Zeugnis ab. Dabei ist das langgezogene, an einer Seite über das Hafenbecken ragende Bürogebäude sozusagen steingewordene Architekturtheorie – daher auch der von Gestaltungslegende El Lissitzky entlehnte Spitzname für das liegende Hochhaus.
Viele weitere berühmte Designer wie Renzo Piano oder Helmut Jahn haben sich im Medienhafen verewigt, der sich weiter wandeln wird. Zwar sind hier immer noch viele Unternehmen der Kommunikationsbranche ansässig, aber auch Consultingfirmen und Start-ups siedeln sich gerne im trendigen Szeneviertel an. Das vielfältige gastronomische Angebot eingerechnet, sind um den Hafen herum rund 800 Unternehmen mit 8.600 Mitarbeitern ansässig. Hier macht Flanieren wirklich Spaß.
In unserem urbanen Testgebiet erwartet Sie neben schönen Häusern jede Menge innovative Technologie – vom intelligenten Parkraummanagement bis zur smarten Straßenbeleuchtung.
Dem Trend zu begrünten Fassaden nicht hinterherlaufen, sondern sich an seine Spitze setzen – das hat sich wohl der Architekt Christoph Ingenhoven bei seinem mutigen Entwurf zum Kö-Bogen II gedacht. Und diesen Mut hat Düsseldorf belohnt. In direkter, denkmalgeschützer Nachbarschaft zu Schauspiel- und Dreischeibenhaus aus der Zeit des Wirtschaftswunders ist dieses Jahr ein nahezu komplett von außen bepflanztes Geschäfts- und Bürohaus eingeweiht worden. Acht Kilometer Hainbuchenhecken machen die abgeflachte Pyramide zu Europas größter Grünfassade. Das sieht schön aus und ist ökologisch sinnvoll, sowohl für das Klima im Gebäude als auch für die Luft in der Umgebung.
Der Mut zu progressiver Architektur reicht in Düsseldorf allerdings weiter zurück als nur in die Nachkriegszeit. Ein gutes Beispiel dafür ist das als Behrensbau bekannte Verwaltungsgebäude der damaligen Mannesmannröhren-Werke AG. Der Entwurf des Reformarchitekten Peter Behrens, in dessen Büro spätere Größen wie Walter Gropius, Mies van der Rohe und Le Corbusier arbeiteten, stammt aus dem Jahr 1910. Heute steht das Gebäude im Schatten einer weiteren architektonischen Sehenswürdigkeit, des in den 1950er Jahren entstandenen Mannesmann-Hochhauses von Egon Eiermann. Nichtsdestotrotz sind beide einen ausführlichen Blick wert, jedes auf seine Art.
Nicht nur das Bauen ist ein wichtiger Punkt für die urbane Lebensqualität. Beim Punkt Emissionsfreiheit führt kein Weg an innovativen Mobilitätskonzepten vorbei. Die Stadt muss ganzheitlich gedacht werden.
Die Stadtwerke Düsseldorf sind sich diesem hohen städtebaulichen Anspruch ihrer Heimatstadt bei der Planung ihrer neu gestalteten Hauptverwaltung wohl bewusst gewesen. Der moderne Komplex integriert die historische Turbinenhalle sowie weitere Altbauten des ehemaligen Kraftwerks Flingern in die Bebauung. Auf dem ursprünglichen Gelände des Kesselhauses schließen vier Bürotrakte über eine Glasfuge getrennt an die Altbauten an. Zwischen den einzelnen Baukörpern sind Glashallen angeordnet, die eine maximale Tageslichtzufuhr in die neuen Bürobereiche gewährleisten. Als einzige deutsche Office-Immobilie ist die Zentrale der Stadtwerke Düsseldorf 2002 für den renommierten Mipim-Award nominiert gewesen. Dementsprechend hohe Erwartungen werden auch an den bald in Angriff zu nehmenden Neubau einer Müllverbrennungsanlage am Flinger Broich bestehen.
Bei einem weiteren Projekt haben sich diese nämlich vollauf erfüllt. Die Stadtwerke sind gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf 2011 den ungewöhnlichen Weg gegangen, für die Fassade des Gaskraftwerks "Fortuna" einen Architektenwettbewerb auszuschreiben. Da der Kraftwerksblock unweit des Medienhafens in Lausward an exponierter Stelle weithin sichtbar ist, sollte bei der äußeren Gestaltung neben dem Gebrauchs- auch der Ansichtscharakter berücksichtigt werden. Deshalb verleiht die rhythmisch gegliederte Fassade dem Bauwerk von mehreren Blickpunkten aus eine identitätsstiftende, logo-artige Gestalt – was durch das ausgeklügelte Beleuchtungskonzept besonders nachts zur Geltung kommt. Gleichzeitig bietet die „Stadtfenster“ genannte Glaswand den Betrachtern des hochmodernen Kraftwerks Einblicke in die Energieproduktion. So wird das Bewusstsein geschärft, dass die Stadt ohne bahnbrechende Technologien wie unsere Fernwärme kein so lebenswerter Ort wäre.
Was für Firmensitze, Bürogebäude und vor allem in Düsseldorf auch Kultureinrichtungen gilt, das findet sich auch mehr und mehr im architektonisch-ästhetisch bisher ein wenig vernachlässigten Wohnungsbau. Projekte wie das Schlösser-Areal oder Cube Central 378 zeigen es. Das gilt auch für ein völlig neu entstehendes Stadtviertel wie das Grand Central – womit wir wieder an unserem Ausgangspunkt – dem Hauptbahnhof angekommen sind. Dabei heißt modern hier immer, dass weder Funktionalität noch Innovation hinter dem Design zurückstehen sollen. Die Gestaltung von Gebäuden lässt sich in heutiger Zeit nicht von Fragen zum Beispiel zu deren Wärmeisolierung und Energieeffizienz trennen. Auch hier sind die Stadtwerke Düsseldorf Ihr kompetenter Ansprechpartner.
Redaktionsteam Online-Magazin • 8. Oktober 2020