Sightseeing in der Filmstadt
Ein weiterer Tag Urlaub in Düsseldorf steht an. Heute ganz im Zeichen des Films. Denn Düsseldorf ist eine große Filmstadt. Das wussten Sie nicht? Dabei kommen nicht nur große Regisseure wie Wim Wenders aus Düsseldorf, auch eines von Deutschlands sechs Filmmuseen ist hier beheimatet. Begleiten Sie uns auf einem Rundgang durch Düsseldorfer Filmgeschichte(n), zu Drehorten und erfahren Sie, welche Regisseure sich in die Stadt am Rhein verliebt haben.
Düsseldorfs Geschichte als Filmstadt beginnt schon sehr früh. Nämlich als 1873 der Projektorhersteller Liesegang nach Düsseldorf zieht und hier Filmprojektoren für Kinos herstellt. Auch die erste Kinozeitschrift „Der Kinematograph“ wird ab 1907 in Düsseldorf herausgegeben. Hinzu kommen verschiedene Filmproduktionsfirmen, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihr Glück in Düsseldorf suchen. 1924 entsteht so der Stummfilm „Graf Chargon“, der unter anderem in der Altstadt spielt und Düsseldorfs Flair auf die Leinwand bringt. Auch die 1949 gegründete Euphono Film GmbH dreht drei Filme in Düsseldorf. In einem dieser Filme –„Gesucht wird Majora“ – spielt sogar Heinz Erhardt seine erste Hauptrolle. Die Faszination für Düsseldorf hält sich bis heute bei den Filmemachern. Nicht nur Deutschland, auch Hollywood ist begeistert von unserer schönen Rheinmetropole. In „Django Unchained“ stammt sogar die von Christoph Waltz gespielte Hauptfigur, der Zahnarzt Dr. King Schultz, aus Düsseldorf. Allerdings hat Tarantino nie aufgeklärt, warum.
An fast allen sehenswerten Stellen in Düsseldorf wird immer wieder gedreht. „Verbotene Liebe“ zeigte früher häufig die Königsallee. Und die Kölner Filmproduktion von „Alarm für Cobra 11“ war vom Medienhafen so begeistert, dass sie für diesen Drehort dem Dom glatt den Rücken zuwandte. Auch unser Flughafen stand schon für mehrere Serien wie „Abenteuer Airport“, „Nur die Liebe zählt“ und „Germany’s Next Topmodel“ im Fokus. Aber wir beginnen unseren Spaziergang an der U-Bahn-Haltestelle Schadowstraße, wo wir vom Bahnhof ganz bequem mit der U-Bahn hinfahren können. Hier haben wir direkt einen Blick auf das 94 Meter hohe Dreischeibenhaus am Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus. Tom Tykwer hat dem Hochhaus eine Rolle in „Cloud Atlas“ gegeben – als Gebäude im San Francisco der 70er-Jahre. Im Gegensatz dazu hat es das Arag-Tower „nur“ in die deutsche Produktion „Ein Freund von mir“ mit Daniel Brühl und Jürgen Vogel geschafft.
Das Dreischeibenhaus wurde von Tom Tykwer für „Cloud Atlas“ in Szene gesetzt.
Vom Dreischeibenhaus wenden wir uns der Kö zu, die wir entlangschlendern können. Denn unsere bekannteste Einkaufsstraße hat nicht nur in vielen Krimiserien wie beispielsweise „Kommissar Stolberg“ mitgespielt, sondern war auch Standort von Düsseldorfs prestigeträchtigstem Lichtspielhaus: der Lichtburg. Von 1910 bis 2004 konnten sich Filmliebhaber in diesem wunderbaren Theater im Herzen unserer Stadt die neuesten Filme ansehen und anschließend über die Kö bummeln. Viele Düsseldorfer haben ihren ersten Kinobesuch hier erlebt. Und selbst Kölner kennen noch das Traditionskino, an das heute nur noch die Lichtreklame erinnert. Allerdings befindet sich die nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort, sondern im Filmmuseum Düsseldorf. Das auch gleichzeitig unsere nächste Station ist.
In der Schulstraße 4 befindet sich seit 1993 eines von sechs deutschen Filmmuseen. Bereits 1956 wurde der Grundstein für das Museum als Jugend- und Kulturbühne für schulische Veranstaltungen gelegt. Heute beherbergt das Museum neben der Dauerausstellung das Programmkino Black Box und die Bibliothek mit rund 33.000 Medien. Außerdem bietet es Platz für Sonderausstellungen: Bis zum 30. April 2017 können Sie hier beispielsweise noch „Lotte Reiniger und der absolute Film“ erleben. Eine Ausstellung, die sich dem Werk der deutschen Trickfilmpionierin widmet. Ein wichtiger Teil der allgemeinen Sammlung sind filmhistorische Zeugnisse über Düsseldorf. Dazu gehören Filme, die in Düsseldorf gedreht wurden genauso wie Material über Düsseldorf.
Das Filmmuseum Düsseldorf beherbergt das Programmkino Black Box, die Bibliothek mit rund 33.000 Medien und bietet Platz für Sonderausstellungen.
Als Filmfans besuchen wir natürlich auch die Dauerausstellung auf vier Etagen. Die 1. Etage steht ganz im Zeichen der großen Kinolegenden und zeigt Kostüme und Accessoires aus Kinoproduktionen. Wer möchte, kann hier großen Regisseuren wie Charlie Chaplin, Federico Fellini, Alfred Hitchcock oder Sergej Eisenstein näherkommen. Zeitreise gefällig? Denn die 2. Etage nimmt uns mit in die Zeit vor der Entwicklung der Kinematographie und zeigt erste Varianten des Lichtspiels. Wer Studioluft schnuppern möchte, ist in der 3. Etage richtig aufgehoben. Hier fühlt man sich zwischen Kameras und Windmaschinen wie auf einem richtigen Filmset. Skizzen und Gemälde zeigen den Einfluss der Kunst auf den Düsseldorfer Regisseur Wim Wenders. Abschließend werfen wir einen Blick auf Drehbücher, Skizzen und Entwürfe in der 4. Etage. Und ein Nachbau des „Kaiserpanoramas“ von 1880 zeigt, wie man damals bereits versuchte, 3-D-Bilder zu erstellen.
Zum Abschluss dieses Tages würde sich natürlich ein Besuch in einem der Programmkinos anbieten. Vielleicht direkt in der Black Box? Hier werden ausgefallene Filme und viele alte Streifen gezeigt. Teilweise im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln. Ein weiteres Highlight ist ein Besuch im Club „Nachtresidenz“. 1907 wurde das Lokal als Residenztheater eröffnet und fungierte von 1910 bis 1999 als Kino. Und vom cineastischen Flair erzählen die Räumlichkeiten noch heute, wenn die Besucher zur Musik des DJs tanzen.
Im Filmmuseum Düsseldorf gibt es Kinogeschichte zum Anfassen und zum Staunen.