Was funktioniert gut, was geht gar nicht – und vor was sollten Sie sich hüten?
Home Office 2020: neue Fakten über das Arbeiten von zuhause. Anfang des Jahres haben die von der Bundesregierung verhängten Kontaktbeschränkungen zu einer massiven Verlagerung vom Büro ins Home Office geführt. Quasi über Nacht mussten Unternehmen und natürlich die Arbeitnehmer neue Arbeitsmodelle erproben und die Zusammenarbeit im Home Office organisieren.
Natürlich hat das Arbeiten im Home Office Vor- und Nachteile. Doch es hat sich gezeigt: Home Office funktioniert nicht nur, es hat die Arbeitswelt sogar ein Stück agiler, flexibler und digitaler werden lassen. Neben praktischer Erfahrung ließ sich aber auch allerlei kurioses Wissen über die Zeit im Home Office sammeln. Kennen Sie schon diese Fakten rund um den Arbeitsplatz zu Hause?
Die Voraussetzungen stimmen
Jeder fünfte Berufstätige hat dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie erstmals im Home Office gearbeitet. Glücklicherweise waren die Voraussetzungen dafür gut. Denn laut Branchenverband Bitkom sind mehr als 50 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland Bildschirmarbeitsplätze. Mit den richtigen digitalen Tools war es also vergleichsweise unkompliziert, den Arbeitsplatz zumindest temporär in die eigenen vier Wände zu verlegen.
Zuhause arbeiten: mehr Sport und Schlaf dank Home Office
Was passiert, wenn der tägliche Weg zur Arbeit wegfällt? Nun, gesundheitlich macht sich dies durchaus positiv bemerkbar. Wie eine Umfrage unter Arbeitnehmern gezeigt hat, nutzen rund 70 Prozent der Befragten die eingesparte Zeit, um morgens doch noch etwas länger liegen zu bleiben. Das chronische Schlafdefizit der deutschen Arbeitnehmer kann so zumindest teilweise ausgeglichen werden. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern gelten wir nämlich als eine übermüdete Nation.
„80 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schlafen entweder zu kurz, nicht mehr gut oder schlecht“, sagt Ingo Fietze, Schlafforscher und Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Berliner Charité. Hier konnte das Home Office zumindest für ein paar Wochen ausgleichend wirken.
Viele sind nicht nur ausgeschlafener, sondern auch fitter aus dem Home Office gekommen. Mehr als die Hälfte aller, die dieses Jahr im Home Office beschäftigt waren, haben das persönliche Fitnessprogramm nach eigener Einschätzung intensiviert. Bleibt nur zu hoffen, dass der auch deutlich kürzere Weg zum eigenen Kühlschrank nicht kontraproduktiv gewirkt hat.
Im Winter möchte niemand im Home Office frieren. Wir haben hilfreiche Tipps rund ums Thema Heizen und Lüften. Das fördert das Wohlfühlklima und schont Ihren Geldbeutel.
Das mag etwas überspitzt gesagt sein, ganz leugnen lässt sich das Klischee, dass sich im Home Office Tätige allerhöchstens für Videokonferenzen von der Hüfte aufwärts ordentlich kleiden, jedoch auch nicht. Immerhin trägt gerade mal ein Drittel im Home Office die gleiche Kleidung wie im Büro. Natürlich kann zuhause in Sachen Dresscode jeder tun und lassen, was er möchte. Doch Studien zeigen, dass ein allzu schlabbriger Wohlfühl-Look sich durchaus auf die Produktivität auswirken kann. Denn nicht nur das Outfit wird nachlässiger, auch das Gehirn schaltet dann in einen „Gammel-Modus“. Da die Kamera beim Onlinemeeting aber in der Regel auf das Gesicht gerichtet ist, werden die meisten wohl nie erfahren, was die Kollegen untenrum so tragen. Ist vielleicht auch besser so.
In puncto Kamera bestätigen Ausnahmen jedoch leider wie so oft die Regel: Denn spätestens seit der Corona-Krise weiß man, wie viel „Schiefgeh-Potenzial“ in einer einzigen kleinen Webcam steckt. Den rumänischen Sportminister in Boxershorts zu sehen, war da geradezu harmlos. Dank fleißigem Teilen in den sozialen Medien durfte man auch miterleben, wie eine Frau namens Jennifer während der Teambesprechung zur Toilette ging, oder wie sich ein spanischer Stadtrat für ein Multitasking der unglücklichen Sorte entschied, als er sich während einer Videokonferenz unter die Dusche stellte. Schlimmer kam es wohl nur noch für den spanischen Journalisten, dessen leicht bekleidete Geliebte während eines Liveinterviews durchs Zimmer lief. Seine Partnerin trennte sich daraufhin von ihm. Was lernt man daraus? Nicht nur die Kleiderwahl ist zu überdenken, prüfen Sie bitte auch immer, ob die Kamera ein- oder ausgeschaltet ist.
Im Home Office sind die meisten konzentrierter und entspannter. Schließlich fallen akustische oder soziale „Nebengeräusche“ aus dem Alltag im Großraumbüro weg. So arbeitet es sich vor allem bei kreativen oder planerischen Aufgaben in den eigenen vier Wänden leichter.
Es sei denn, Sie müssen gleichzeitig Kinder betreuen. Eine ehrliche Schweizerin machte ihrem Frust über Fotos, auf denen Mütter tiefenentspannt im Home Office arbeiten, während die lieben Kleinen brav und still im Hintergrund spielen, über Twitter Luft. „Meiner Erfahrung nach dauert dieser Zustand nie länger als zwei Minuten – und auch nur, weil die Kinder gerade damit beschäftigt sind, die Katze zu rasieren“. Damit konnten sich wohl viele vom Lockdown gestresste Eltern identifizieren: Der Tweet hat über 4.500 Interaktionen ausgelöst.
Anfang April, auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise, gingen die Treibhausgasemissionen weltweit um etwa 17 Prozent zurück. Der Grund: Geschäftsreisen wurden abgesagt, über zwei Drittel aller Flugzeuge blieben weltweit am Boden, und für viele Menschen entfiel der Weg zur Arbeit, der sonst mit dem Auto zurückgelegt wird. Die leeren Flughäfen und Autobahnen haben gezeigt: Arbeiten im Home Office kann also auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wie viel CO2 durch dauerhaft etablierte Home-Office-Regelungen eingespart werden könnte, beziffert eine von Greenpeace beauftragte Studie vom August 2020: Würden zwei von fünf Arbeitnehmern an zwei Tagen pro Woche von zuhause arbeiten, ließe sich damit der CO2-Ausstoß allein im Straßenverkehr um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr senken.
Aktuell diskutiert die Bundesregierung einen grundsätzlichen Rechtsanspruch auf das Arbeiten von zuhause. Entschieden ist jedoch noch nichts. Einige Regeln gibt es aber schon: Home-Office-Kosten für Telefon, Internet und Büroartikel können Sie sich von Ihrem Arbeitgeber pauschal steuerfrei erstatten lassen. Entweder 20 Prozent der jeweiligen Monatsabrechnung oder aber maximal 20 Euro pro Monat. Ansonsten ist es möglich, die Kosten anteilig als Werbungskosten abzusetzen. In der Regel akzeptieren die Finanzämter eine Aufteilung in 50 Prozent Privatnutzung und 50 Prozent berufliche Nutzung. Und sollte sich das Home Office als Gefahrenzone erweisen, sind Sie versichert. Das Bundessozialgericht hat den Sturz einer Arbeitnehmerin auf der Treppe ihres Wohnhauses auf dem Weg zum Home-Office-Raum im Keller als Arbeitsunfall anerkannt.